Koalition will Bürokratieabbau beschleunigen


Unternehmen müssen immer noch 40 Milliarden Euro im Jahr für Bürokratiekosten aufwenden
Vereinheitlichung und Verkürzung von gesetzlichen Aufbewahrungsfristen für Unternehmen und private Haushalte im Handels-, Steuer- und Sozialrecht


(17.11.11) - Die Koalitionsfraktionen CDU/CSU und FDP wollen den Bürokratieabbau weiter vorantreiben. In einem Antrag (17/7636) wird die Bundesregierung aufgefordert, ihre Arbeiten in diesem Bereich zu intensivieren und dabei insbesondere die Schwerpunkte Steuervereinfachung, Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren und die Einrichtung eines Frühwarnsystems für mittelstandsrelevante EU-Regulierungen zu setzen. In einer Bilanz der bisherigen Entbürokratisierungsmaßnahmen weisen die beiden Fraktionen darauf hin, noch vor fünf Jahren hätten die Unternehmen 50 Milliarden Euro im Jahr für Bürokratiekosten aufwenden müssen. Inzwischen sei eine dauerhafte Entlastung der Unternehmen um zehn Milliarden Euro gelungen.

Zu den einzelnen Forderungen der Fraktionen gehört unter anderem die Vereinheitlichung und Verkürzung von gesetzlichen Aufbewahrungsfristen für Unternehmen und private Haushalte im Handels-, Steuer- und Sozialrecht. Die Bundesregierung soll zudem einen Lösungsvorschlag zur Vereinheitlichung des Einkommensbegriffs im Steuer- und Sozialversicherungsrecht vorlegen und zeitnah prüfen, ob und gegebenenfalls wie "steuerfinanzierte Sozialleistungen zusammengefasst werden können". In diese Prüfung soll auch das Konzept eines "bedarfsorientierten Bürgergeldes" einbezogen werden. Das Zulassungsverfahren für Kraftfahrzeuge soll vereinfacht werden.

Zahlreiche Punkte zum Abbau von Bürokratie betreffen die Wirtschaft und die Zusammenarbeit mit Verwaltungen und Finanzbehörden. So soll das steuerliche Reisekostenrecht vereinfacht werden. Die Höchstgrenze für "Kleinbetragsrechnungen", für die geringere formale Anforderungen gelten, soll angehoben werden. Weiter sollen bürokratische Hindernisse bei der Zuwanderung von qualifizierten Arbeitnehmern abgebaut werden, "damit auch mittelständische Unternehmen in den effektiven Wettbewerb um die klügsten Köpfe eintreten können".

Natürliche Personen sollen eine "zweite Chance" zur schnelleren Wiedereingliederung in das Wirtschaftsleben erhalten. Dies sei unter anderem durch eine Verkürzung der Restschuldbefreiung von bisher sechs auf drei Jahre möglich. "Dadurch unterliegt der "Restarter" einer verkürzten Überwachung durch den Treuhänder", erwarten die Fraktionen.

"Die Koalition nimmt den Bürokratieabbau sehr ernst und hat dabei die mittelständische Wirtschaft besonders im Blick", stellen die Fraktionen fest. Der Abbau von Bürokratie habe gerade für den Mittelstand fundamentale Bedeutung und zusätzlich "den Charme, dass er im Gegensatz zu manch anderer Maßnahme nichts kosten muss".

Hervorgehoben wird in dem Antrag außerdem die Stärkung des Normenkontrollrates (NKR). Hatte das Gremium bisher nur geprüft, welche Informationspflichten sich aus einem Gesetzentwurf ergeben, so werde es in Zukunft auch um den "Erfüllungsaufwand" (zum Beispiel Aufbewahrung von Rechnungen und Belegen) gehen. Diese Erfüllungskosten würden oft deutlich höher als die bisher erfassten Informationskosten sein. Für die Betroffenen unverhältnismäßig hohe Kosten könnten früher sichtbar gemacht und oft schon im Gesetzgebungsverfahren verhindert werden. "Die Qualität der Rechtssetzung wird dadurch für die Bürger spürbar verbessert", erwarten die Koalitionsfraktionen, die außerdem darauf hinweisen, dass sie mit Abschaffung des ELENA-Verfahrens Unternehmen entlastet und "die kritische Sammlung von persönlichen Daten an zentraler Stelle beendet" hätten. (Deutscher Bundestag: ra)

Lesen Sie auch:
Optimierung des Bürokratieabbauprogramms


Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>


Meldungen: Bundestag, Bundesregierung, Bundesrat

  • Bitcom lobt und kritisiert Kryptopolitik

    Der Branchenverband Bitcom warnt davor, dass Deutschland seine gute Ausgangsposition im Bereich der Kryptowirtschaft nicht aufs Spiel setzen solle. In einer öffentlichen Anhörung des Finanzausschusses zum Finanzmarktdigitalisierungsgesetz (20/10280) sagte Bitcom-Vertreter Benedikt Faupel: "Der Standort Deutschland hat gute Voraussetzungen, ich erinnere an die Blockchain-Strategie."

  • Kennzeichnungspflicht für KI-generierte Inhalte

    Der Kulturausschuss hat sich in einem öffentlichen Fachgespräch mit den Chancen und Risiken des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz im Medienbereich auseinandergesetzt. Geladen hatte er Sachverständige von Gewerkschaften, Berufsverbänden, Unternehmen und aus der Wissenschaft.

  • Modernisierung des Postrechts

    In einer Anhörung beschäftigten sich neun Sachverständige mit dem Entwurf eines Gesetzes der Bundesregierung zur Modernisierung des Postrechts (20/10283). Dieses beinhalte eine "grundlegende Novellierung des Postrechts", schreibt die Bundesregierung zu dem Entwurf.

  • Einnahmen aus dem Energiekrisenbeitrag

    Die im Zuge des völkerrechtswidrigen Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine massiv gestiegenen Preise für Erdgas, Wärme und Strom haben zeitweise eine existenzbedrohende Belastung für die Bevölkerung und Unternehmen in Europa und nicht zuletzt in Deutschland dargestellt. Dabei sorgten das Erdgas-Wärme-Preisbremsengesetz (EWPBG) und das Strompreisbremsegesetz (StromPBG) für eine zeitlich befristete, schnelle Entlastung in der Breite der Bevölkerung und der Unternehmen in Deutschland, welche durch ihre konkrete Ausgestaltung die Anreize zum Energiesparen aufrechterhalten hat.

  • Soziale und ökologische Nachhaltigkeit

    Eine nachhaltige Künstliche Intelligenz (KI) braucht politische Rahmenbedingungen. Das machte Kilian Vieth-Ditlmann, stellvertretender Leiter des Policy- & Advocacy-Teams bei der AW AlgorithmWatch gGmbH während eines öffentlichen Fachgespräches im Parlamentarischen Beirat für nachhaltige Entwicklung deutlich. Als ersten Schritt bewertete er die im EU-Parlament verabschiedete KI-Verordnung.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen