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Umstrukturierung im EU-Fischfangsektor


Fischerei: Neue Berichte belegen Notwendigkeit einer Reform der EU-Fischereipolitik
Wirtschaftlichen Entwicklungstendenzen des EU-Fischereisektors im Zeitraum 2002-2008

(08.07.11) - Zwei neue Berichte der Europäischen Kommission liefern weitere Argumente für die Forderungen nach einer grundlegenden Umstrukturierung im EU-Fischfangsektor und einer weitreichenden Reform der Gemeinsamen Fischereipolitik (GFP). Der Jahreswirtschaftsbericht 2010 zur Lage der EU-Fischereiflotte belegt, dass die Wirtschaftsleistung des Fischereisektors in der EU in den letzten Jahren nachgelassen hat. Der Bericht erläutert die wirtschaftlichen Entwicklungstendenzen des EU-Fischereisektors im Zeitraum 2002-2008.

Dabei zeigt sich insbesondere, dass 2008 das zweite Jahr in Folge war, in dem die Rentabilität der EU-Flotte zurückging. Ein zweiter Bericht zu den Fangkapazitäten der Mitgliedstaaten kommt zu dem Ergebnis, dass die Größe der EU-Fangflotte nur sehr langsam zurückgeht, so dass die Überkapazitäten der Flotte größtenteils erhalten bleiben. Deshalb arbeitet die Kommission zurzeit an der Fertigstellung ihrer Vorschläge für eine grundlegende Reform der Gemeinsamen Fischereipolitik mit nachhaltigen Lösungen, um diesen Trend umkehren und auch in Zukunft die wirtschaftliche Lebensfähigkeit des EU-Fischereisektors gewährleisten zu können.

Der Jahreswirtschaftsbericht 2010
Diesem Bericht zufolge haben sich gesunkene Einkommen und höhere Treibstoffpreise, wie 2008 verzeichnet, äußerst nachteilig auf die Rentabilität der Fischereiwirtschaft ausgewirkt. Im Jahr 2008 belief sich die Wertschöpfung des Sektors auf 2,1 Mrd. Euro, was gegenüber 2007 einem Rückgang von etwa 23 Prozent entspricht. Allgemein sind die Gewinne in den Jahren 2006-2008 stetig zurückgegangen. Zwar erzielte die EU-Flotte 2008 einen Gewinn von insgesamt 250 Mio. Euro (rund 6 Prozent der Gesamteinnahmen), aber eine genauere Analyse der einzelnen Flottensegmente zeigt, dass 30 bis 40 Prozent der untersuchten Segmente in den Jahren 2002-2008 im Schnitt einen Verlust machten, d. h. keine ausreichende Kapitalrendite erzielten. Dabei erreichten Fischereifahrzeuge, die passives Fanggerät einsetzten (wie Langleinen, Ringwaden, Kiemennetze und Reusen) generell bessere Ergebnisse als diejenigen mit aktivem Gerät (Grundschleppnetze, Baumkurren oder mehrere verschiedene aktive Fanggeräte), und hier wiederum haben z. B. die Grund- und Baumkurrentrawler besonders zu kämpfen. Gründe für diese schlechte Wirtschaftsleistung sind die nachteilige Entwicklung der Bestandslage, die ungünstigen Treibstoff- und Fischpreise sowie die Überkapazitäten in Teilen der EU-Flotte.

Bericht über die Maßnahmen der Mitgliedstaaten im Jahr 2009 zur Herstellung eines nachhaltigen Gleichgewichts zwischen Fangkapazitäten und Fangmöglichkeiten
In diesem Bericht wird das Bestehen von Überkapazitäten bestätigt. Im Laufe des Jahres 2009 lag die allgemeine Reduzierung der Flottenkapazität wie in den vorangegangenen Jahren bei durchschnittlich 2 bis 3 Prozent. In diesem Tempo, bei dem der Kapazitätsabbau zumindest teilweise durch den technologischen Fortschritt wieder ausgeglichen wird, lässt sich die Überkapazität ohne eine Änderung der jetzigen Politik kurzfristig kaum beseitigen.

Forderung nach besserer Berichterstattung
In beiden Berichten gibt es wegen unzureichender Berichterstattung durch die Mitgliedstaaten Datenlücken. Deshalb fordert die Kommission von allen Mitgliedstaaten eine bessere Zusammenarbeit zwecks fristgerechter Übermittlung verlässlicher und vollständiger Wirtschaftsdaten zu den Fangflotten.

Hintergrund
Der Jahreswirtschaftsbericht 2010, dem Daten der Mitgliedstaaten zugrunde liegen, wurde gemeinsam von Wirtschaftsexperten des Wissenschafts-, Technik- und Wirtschaftsausschusses für Fischerei (STECF), der Gemeinsamen Forschungsstelle der Kommission (JRC) und der Generaldirektion Maritime Angelegenheiten und Fischerei (GD MARE) erstellt.

Der Bericht ist abrufbar unter https://stecf.jrc.ec.europa.eu/reports/economic

Der Bericht über die Maßnahmen der Mitgliedstaaten im Jahr 2009 zur Herstellung eines nachhaltigen Gleichgewichts zwischen Fangkapazitäten und Fangmöglichkeiten enthält eine Zusammenfassung der Berichte der Mitgliedstaaten über ihre Flotten. Dabei handelt es sich um einen Sachstandsbericht, den die Kommission alljährlich herausgibt. Er enthält Daten zur Größe und zur Entwicklung der Flotten der einzelnen Mitgliedstaaten und gibt einen Überblick darüber, wie streng sich die Mitgliedstaaten an die Beschränkungen der Fangkapazität halten.

Der Bericht ist abrufbar unter:
http://ec.europa.eu/fisheries/cfp/fishing_rules/fishing_effort/index_de.htm
(Europäische Kommission: ra)


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    Die Europäische Kommission hat Verpflichtungsangebote von Corning nach den EU-Kartellvorschriften für rechtsverbindlich erklärt. Die Verpflichtungen räumen die Bedenken der Kommission aus in Bezug auf von Corning geschlossene mutmaßlich wettbewerbswidrige Alleinbezugsvereinbarungen für Alkali-Aluminosilikatglas (im Folgenden "Alkali-AS-Glas"), das hauptsächlich als Abdeckglas in Smartphones und anderen tragbaren Elektronikgeräten zum Einsatz kommt.

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    Die Europäische Kommission hat ein förmliches Prüfverfahren eingeleitet, um zu ermitteln, ob KKR & Co. Inc. (im Folgenden "KKR") der Kommission im Rahmen des Fusionskontrollverfahrens zur Übernahme des Unternehmens NetCo unrichtige oder irreführende Angaben übermittelt hat.

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