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Gestaltung der digitalen Zukunft Europas


Europäische Kommission stellt Strategien für Daten und künstliche Intelligenz vor
Europa als Vorreiter für eine vertrauenswürdige künstliche Intelligenz



Die Europäische Kommission stellte ihre Ideen und Maßnahmen für einen digitalen Wandel für alle vor: Offenheit, Fairness, Vielfalt, Demokratie und Vertrauen. Dies steht für eine von digitalen Lösungen angetriebene europäische Gesellschaft, die die Menschen an erste Stelle setzt, neue Chancen für Unternehmen eröffnet und die Entwicklung vertrauenswürdiger Technologien vorantreibt, um eine offene und demokratische Gesellschaft und eine lebendige und nachhaltige Wirtschaft zu fördern. Die Digitalisierung ist eine wichtige Voraussetzung für die Bekämpfung des Klimawandels und die Verwirklichung des ökologischen Wandels. Die heute vorgestellte europäische Datenstrategie und die Politikoptionen zur Gewährleistung einer auf den Menschen ausgerichteten Entwicklung der künstlichen Intelligenz (KI) sind die ersten Schritte hin zu diesen Zielen.

Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, erklärte: "Wir stellen unser Ziele für die Gestaltung der digitalen Zukunft Europas vor. Sie decken alles von der Cybersicherheit über kritische Infrastrukturen, digitale Bildung und Kompetenzen bis hinzu Demokratie und Medien ab. Ich will, dass dieses digitale Europa das Beste widerspiegelt, das Europa zu bieten hat – Offenheit, Fairness, Vielfalt, Demokratie und Vertrauen."

Die Exekutiv-Vizepräsidentin für ein Europa für das digitale Zeitalter, Margrethe Vestager, erklärte: "Wir wollen, dass alle Bürger, alle Arbeitnehmer, alle Unternehmer eine faire Chance haben, die Vorteile der Digitalisierung zu nutzen. Egal, ob es darum geht, das Autofahren sicherer oder durch vernetzte Fahrzeuge weniger umweltschädlich zu machen, oder sogar darum, Leben mit KI-gestützten medizinischen Bildgebungsverfahren zu retten, die es Ärzten ermöglichen, Krankheiten früher denn je zu erkennen."

Der für den Binnenmarkt zuständige EU-Kommissar Thierry Breton erklärte dazu: "Unsere Gesellschaft erzeugt massenweise industrielle und öffentliche Daten, die die Art und Weise, wie wir produzieren, verbrauchen und leben, verändern werden. Ich möchte, dass europäische Unternehmen und unsere vielen KMU auf diese Daten zugreifen und daraus einen Mehrwert für die Europäer schaffen können – auch durch die Entwicklung von Anwendungen der künstlichen Intelligenz. Europa verfügt über alles, was es braucht, um beim Rennen um "Big Data" die Nase vorn zu haben und seine technologische Unabhängigkeit, seine führende Rolle in der Industrie und seine wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit zum Nutzen der europäischen Verbraucher zu erhalten."

Europa als vertrauenswürdiger Vorreiter im digitalen Bereich
Sinnvoll genutzte digitale Technik wird Bürgern und Unternehmen in vielerlei Hinsicht zugute kommen. In den nächsten fünf Jahren wird sich die Kommission im digitalen Bereich auf drei Hauptziele konzentrieren:
>> Technologie im Dienste der Menschen;
>> eine faire und wettbewerbsfähige Wirtschaft und
>> eine offene, demokratische und nachhaltige Gesellschaft.

Dabei wird Europa auf seiner langen Geschichte von Technik, Forschung, Innovation und Ideenreichtum sowie auf seinem starken Schutz von Rechten und Grundwerten aufbauen. Neue politische Strategien und Rahmen werden Europa in die Lage versetzen, modernste digitale Technik einzuführen und seine Cybersicherheitskapazitäten zu stärken. Europa wird seine offene, demokratische und nachhaltige Gesellschaft bewahren, und digitale Werkzeuge können diesen Grundsätzen dienen. Es wird seinen eigenen Weg zu einer weltweit wettbewerbsfähigen, auf Werten beruhenden und inklusiven digitalen Wirtschaft und Gesellschaft finden und gehen, dabei aber ein offener, aber auf Regeln beruhender Markt bleiben und weiterhin eng mit seinen internationalen Partnern zusammenarbeiten.

Europa als Vorreiter für eine vertrauenswürdige künstliche Intelligenz
Europa hat alle Voraussetzungen, um weltweit eine Führungsposition bei Systemen der künstlichen Intelligenz (KI), die sicher genutzt und angewendet werden können, zu übernehmen. Wir haben herausragende Forschungszentren, sichere digitale Systeme und eine solide Position in der Robotik sowie wettbewerbsfähige Fertigungs- und Dienstleistungssektoren – von der Automobilindustrie über die Energieversorgung und das Gesundheitswesen bis hin zur Landwirtschaft.

In ihrem heute vorgelegten Weißbuch sieht die Kommission einen Rahmen für vertrauenswürdige künstliche Intelligenz vor, der auf Exzellenz und Vertrauen beruht. Der private und der öffentliche Sektor sollen gemeinsam Ressourcen entlang der gesamten Wertschöpfungskette mobilisieren und die richtigen Anreize schaffen, um die Verbreitung von KI-Lösungen auch in kleinen und mittleren Unternehmen zu beschleunigen. Dies schließt auch die Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten und der Forschungsgemeinschaft ein, um Talente zu gewinnen und zu binden. Da KI-Systeme in bestimmten Zusammenhängen komplex sein und erhebliche Risiken bergen können, ist es von entscheidender Bedeutung, Vertrauen aufzubauen. KI-Systeme mit hohem Risiko benötigen klare Vorschriften, ohne dass dadurch aber weniger risikobehaftete Systeme übermäßig belastet werden. Die strengen Vorschriften der EU für den Verbraucherschutz, die sich gegen unlautere Geschäftspraktiken richten und dem Schutz personenbezogener Daten und der Privatsphäre dienen, gelten nach wie vor.

In Fällen mit hohem Risiko, z. B. in den Bereichen Gesundheit, Polizei oder Verkehr, sollten KI-Systeme transparent und rückverfolgbar sein. Die Aufsicht durch den Menschen muss stets gewährleistet sein. Behörden sollten die von Algorithmen genutzten Daten ebenso prüfen und zertifizieren können, wie sie es bei Kosmetika, Autos und Spielzeug tun. Damit mit hohen Risiken behaftete Systeme ordnungsgemäß funktionieren können und die Achtung der Grundrechte, insbesondere Nichtdiskriminierung, gewährleistet bleibt, werden unverfälschte, neutrale Daten gebraucht. Derzeit ist die Verwendung der Gesichtserkennung für die biometrische Fernidentifizierung generell verboten und darf nur in hinreichend begründeten und verhältnismäßigen Ausnahmefällen unter Schutzvorkehrungen und auf der Grundlage des EU-Rechts oder des nationalen Rechts genutzt werden. Die Kommission möchte nun eine breit angelegte Debatte darüber einleiten, welche Umstände in Zukunft möglicherweise Ausnahmen rechtfertigen könnten.

Für KI-Anwendungen mit geringerem Risiko sieht die Kommission ein freiwilliges Kennzeichnungssystem vor, wenn solche Anwendungen höhere Standards erfüllen.
Alle KI-Anwendungen sind auf dem europäischen Markt willkommen, solange sie den EU-Vorschriften entsprechen.

Europa als Vorreiter in der Datenwirtschaft
Die Menge der von Unternehmen und öffentlichen Stellen erzeugten Daten nimmt stetig zu. Die nächste Welle von Daten der Industrie wird die Art und Weise verändern, wie wir produzieren, verbrauchen und leben. Ihr Potenzial ist jedoch größtenteils noch nicht ausgeschöpft. Europa verfügt über alles, was es braucht, um in dieser neuen Datenwirtschaft eine Führungsrolle zu übernehmen, nämlich die stärkste industrielle Basis der Welt, wobei KMU ein wesentlicher Bestandteil des industriellen Gefüges sind, die Technologien, die Kompetenzen und jetzt auch eine klare Zielsetzung.

Mit der europäischen Datenstrategie soll die EU zu einem Vorbild werden und eine Führungsrolle in einer durch Daten gestärkten Gesellschaft einnehmen. Dazu soll ein echter europäischer Datenraum, ein Binnenmarkt für Daten entstehen, um zum Nutzen von Unternehmen, Forschern und öffentlichen Verwaltungen ungenutzte Daten freizugeben und einen freien Datenverkehr innerhalb der Europäischen Union und über Sektoren hinweg zu ermöglichen. Den Bürgerinnen und Bürgern sowie Unternehmen und Organisationen sollten die nötigen Mittel an die Hand gegeben werden, damit sie auf der Grundlage von Erkenntnissen aus nicht personenbezogenen Daten bessere Entscheidungen treffen können. Solche Daten sollten allen zur Verfügung stehen, ob öffentlich oder privat, ob Start-up oder Gigant.

Hierzu wird die Kommission zunächst vorschlagen, den richtigen Rechtsrahmen für die Daten-Governance, den Zugang zu Daten und deren Weiterverwendung zwischen Unternehmen, zwischen Unternehmen und Behörden sowie innerhalb der Verwaltungen zu schaffen. Dies beinhaltet die Schaffung von Anreizen für die gemeinsame Datennutzung und die Festlegung praktischer, fairer und klarer Regeln für den Datenzugang und die Datennutzung, die den europäischen Werten und Rechten wie dem Schutz personenbezogener Daten, dem Verbraucherschutz und dem Wettbewerbsrecht entsprechen. Außerdem bedeutet dies, dass die Daten des öffentlichen Sektors in größerem Umfang zugänglich gemacht werden, indem hochwertige Datensätze EU-weit geöffnet werden und darüber hinaus ihre Weiterverwendung für Innovationen ermöglicht wird.

Zweitens will die Kommission die Entwicklung technischer Systeme und Infrastrukturen der nächsten Generation unterstützen, die die EU und alle Akteure in die Lage versetzen werden, die Chancen der Datenwirtschaft zu ergreifen. Sie wird zu Investitionen in europäische High-Impact-Projekte für europäische Datenräume und vertrauenswürdige und energieeffiziente Cloud-Infrastrukturen beitragen.

Schließlich wird sie sektorspezifische Maßnahmen einleiten, um europäische Datenräume z. B. in den Bereichen industrielle Fertigung, Grüner Deal, Mobilität oder Gesundheit zu schaffen.

Darüber hinaus wird die Kommission daran arbeiten, die Kluft bei den digitalen Kompetenzen unter den Europäern weiter zu verringern, und wird prüfen, wie die Bürger besser bestimmen können, wer auf ihre maschinengenerierten Daten zugreifen kann.

Nächste Schritte
Wie in der vorgestellten Strategie dargelegt, wird die Kommission im Laufe dieses Jahres einen Rechtsakt über digitale Dienste und einen europäischen Aktionsplan für Demokratie vorlegen, eine Überarbeitung der eIDAS-Verordnung vorschlagen und die Cybersicherheit durch den Aufbau einer eigenständigen gemeinsamen Cyber-Dienststelle stärken. Gestützt auf seine Regulierungsbefugnisse, Kapazitätsaufbau, Diplomatie und Fördermittel wird Europa auch weiterhin Bündnisse mit globalen Partnern aufbauen und für das europäische Digitalisierungsmodell zu werben.

Das Weißbuch zur künstlichen Intelligenz steht nun bis zum 19. Mai 2020 zur öffentlichen Konsultation. Ebenso bittet die Kommission um Stellungnahmen zu ihrer Datenstrategie. Auf der Grundlage der eingehenden Beiträge wird die Kommission weitere Maßnahmen ergreifen, um die Entwicklung einer vertrauenswürdigen KI und die Datenwirtschaft zu unterstützen.

Hintergrund
Seit 2014 hat die Kommission eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, um die Entwicklung einer datenagilen Wirtschaft zu erleichtern, darunter die Verordnung über den freien Verkehr nicht-personenbezogener Daten, den Rechtsakt zur Cybersicherheit, die Richtlinie über offene Daten und die Datenschutz-Grundverordnung.

Im Jahr 2018 legte die Kommission erstmals eine KI-Strategie vor und einigte sich mit den Mitgliedstaaten auf einen koordinierten Plan.Der heute vorgestellte Rahmen für KI baut auch auf der Arbeit der hochrangigen Expertengruppe für künstliche Intelligenz auf, die im April 2019 ihre Ethik-Leitlinien für eine vertrauenswürdige KI veröffentlichte.

Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen betonte in ihren politischen Leitlinien, dass Europa beim Übergang hin zu einem gesunden Planeten und auf dem Weg in eine neue digitale Welt die Führung übernehmen muss. In diesem Zusammenhang kündigte sie an, die Debatte über die menschlichen und ethischen Aspekte der künstlichen Intelligenz und die Nutzung von "Big Data" zur Schaffung von Wohlstand für Gesellschaften und Unternehmen in den ersten 100 Tagen ihrer Amtszeit anzustoßen.
(Europäische Kommission: ra)

eingetragen: 15.04.20
Newsletterlauf: 29.06.20


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Meldungen: Europäische Kommission

  • Forderungen nach mehr Flexibilität

    Die Europäische Kommission hat offiziell eine Verordnung angenommen, mit der europäischen Landwirtinnen und Landwirten eine teilweise Ausnahme von der Konditionalitätsregelung für brachliegende Flächen gewährt wird. Dem vorangegangen waren der Vorschlag der Kommission vom 31. Januar sowie Gespräche mit den Mitgliedstaaten in Ausschusssitzungen.

  • Verwaltungsaufwand für Landwirte begrenzen

    Die Europäische Kommission hat dem belgischen Ratsvorsitz ein Papier übermittelt, in dem erste mögliche Maßnahmen zur Verringerung des Verwaltungsaufwands für die Schultern der Landwirte dargelegt werden. Das Dokument enthält eine Reihe kurz- und mittelfristiger Maßnahmen, die zur Vereinfachung ergriffen werden können

  • Wegweisendes Regelwerk der EU

    Das Gesetz über digitale Dienste ist das wegweisende Regelwerk der EU, mit dem das Online-Umfeld sicherer, gerechter und transparenter gemacht werden soll, und wird auf alle Online-Vermittler in der EU angewandt. Es schützt die Nutzer in der EU besser vor illegalen Waren und Inhalten und sorgt für die Wahrung ihrer Rechte auf Online-Plattformen, auf denen sie mit anderen Nutzern in Kontakt treten, Informationen austauschen oder Produkte kaufen.

  • Untersuchung betrifft mutmaßliche Mängel

    Die Europäische Kommission hat ein förmliches Verfahren eingeleitet, um zu prüfen, ob TikTok in den Bereichen Jugendschutz, Transparenz der Werbung, Datenzugang für Forschende sowie Risikomanagement in Bezug auf suchterzeugendes Design und schädliche Inhalte möglicherweise gegen das Gesetz über digitale Dienste verstoßen hat.

  • Influencer-Posts in sozialen Medien

    Die Europäische Kommission und die nationalen Verbraucherschutzbehörden von 22 Mitgliedstaaten sowie Norwegen und Island haben die Ergebnisse einer Überprüfung ("Sweep") von Influencer-Posts in den sozialen Medien veröffentlicht. Demnach veröffentlichen fast alle Influencerinnen und Influencer (97 Prozent) kommerzielle Inhalte, aber nur jeder fünfte gibt systematisch an, dass es sich bei diesem Content um Werbung handelt.

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