Sie sind hier: Home » Markt » Hinweise & Tipps

Was sind eigentlich Verbriefungen?


Verbriefungen gehören zu den transparentesten und am stärksten regulierten Finanzmarktinstrumenten
Mit einer Verbriefungstransaktion können zwei Ziele erreicht werden: Industrieunternehmen, die einen hohen Bestand an Forderungen gegenüber ihren Kunden haben, können die gebundene Liquidität freisetzen



Bei einer Verbriefung wird eine große Anzahl von Forderungen in einem Paket zusammengefasst. Das können zum Beispiel Autokredite, Kredite an kleine und mittlere Unternehmen oder Handelsforderungen aus dem Verkauf von Solarmodulen sein. Anleger schauen sich das Paket genau an und investieren dann in den für sie interessanten Teil des Paketes. Dabei können sie einen risikoarmen (Senior Tranchen) oder einen risikoreicheren (Mezzanine Tranchen) Teil erwerben. Praktisch erwirbt der Anleger entweder entsprechend ausgestaltete Wertpapiere oder er stellt eine Garantie.

Übrigens kann eine Privatperson nur unter sehr strengen Voraussetzungen eine Verbriefung erwerben, so dass im Wesentlichen professionelle Kunden wie zum Beispiel Fonds als Käufer auftreten.

Verbriefungen gehören zu den transparentesten und am stärksten regulierten Finanzmarktinstrumenten. Jeder Anleger ist verpflichtet, diese Pakete genau zu durchleuchten. Gleichzeitig müssen alle die, die ein solches Paket schnüren, umfangreiche Informationen offenlegen.

Warum sind Verbriefungen wichtig für die Transformation?
Mit einer Verbriefungstransaktion können zwei Ziele erreicht werden: Industrieunternehmen, die einen hohen Bestand an Forderungen gegenüber ihren Kunden haben, können die gebundene Liquidität freisetzen. Banken, die einen hohen Bestand an Kreditforderungen haben, können neben der Liquidität auch das gebundene Kapital freisetzen. In beiden Fällen wird der jeweilige Handlungsspielraum erheblich vergrößert.

Die Ausweitung des Handlungsspielraumes ist wichtig, weil in den kommenden Jahren ein enormer Investitionsbedarf für die nachhaltige und digitale Transformation besteht. Insbesondere mittlere und kleinere Unternehmen finanzieren sich in Europa nach wie vor im Wesentlichen über den Bankkredit. Banken können den Finanzierungsbedarf jedoch mittelfristig nicht allein über Kredite stemmen. Es bedarf also weiterer Mittel aus dem Kapitalmarkt. Verbriefungen sind die ideale Lösung: Sie bauen vor allem für kleinere Unternehmen die Brücke zum Kapitalmarkt und schaffen Freiräume in den Bankbilanzen für weitere Kredite. Banken treten als Vermittler zwischen den Unternehmen und dem Kapitalmarkt auf. Verbriefungen ermöglichen es, kleinteilige Kreditforderungen so zu bündeln, dass Investoren aus dem Kapitalmarkt in diese je nach Risikoappetit investieren können.

Aktuell wird viel über die Stärkung des Verbriefungsmarktes gesprochen. Was müsste bei dieser Diskussion berücksichtigt werden?
Bundesfinanzminister Christian Lindner und sein französischer Amtskollege Bruno Le Maire haben sich 2023 für die Weiterentwicklung der Kapitalmarktunion und dabei insbesondere für Maßnahmen zur Belebung des Verbriefungsmarktes ausgesprochen. In Frankreich wurde dafür eine von Christian Noyer, dem ehemaligen Chef der französischen Zentralbank, geleitete Initiative gestartet, die konkrete Vorschläge erarbeiten soll. Auch der EZB-Rat und die Euro-Gruppe veröffentlichten Statements, die unterschiedliche Herangehensweisen vorschlagen: von bereits bekannten regulatorischen Anpassungen bis hin zu einer paneuropäischen Verbriefungsplattform.

Die zentrale Frage ist, wie die Wirtschaftlichkeit und Attraktivität der Verbriefung wieder hergestellt werden können. Welche Maßnahmen eignen sich, den Verbriefungsprozess in Europa effizienter zu gestalten? Was kann auf der Angebots- und was auf der Nachfrageseite verbessert werden? Wie kann die Produktionsstraße für Verbriefungen optimiert werden? Sicher ist, dass nicht die eine Maßnahme existiert, die zu einer Wiederbelebung führen würde. Vielmehr muss an mehreren Stellschrauben gedreht werden. Ein aufgeschlossenes Mindset aller Beteiligten ist eine Grundvoraussetzung, wenn dem politischen Willen auch Taten folgen sollen. (Bundesverband deutscher Banken: ra)

eingetragen: 18.04.24
Newsletterlauf: 27.06.24

Freshworks: Kontakt & Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>


Meldungen: Markt / Hinweise & Tipps

  • Ethik für KI-Technologien ein Muss

    Das Europäische Parlament hat kürzlich mit dem "AI-Act" die weltweit erste staatliche Regulierung von KI verabschiedet. Die Verordnung soll die Entwicklung und den Einsatz von KI-Technologien maßgeblich regeln, indem sie Transparenz, Rechenschaftspflichten und Sicherheitsstandards vorschreibt.

  • Prüfungsangst kommt nicht von ungefähr

    Stehen die Prüfer des Fiskus vor der Tür, steigt in fast jedem Unternehmen das Nervositätslevel. Die Besucher kündigen sich zwar rechtzeitig an, stellen ihren Gastgebern aber ausführliche Detailfragen und schauen sich interne Unterlagen genau an, was nicht nur Zeit und Nerven kostet, sondern manchmal auch sehr viel Geld. "Mit einer gründlichen Vorbereitung können Firmen, Freiberufler und Selbstständige der Kontrolle ihrer Buchführung durch das Finanzamt aber in aller Regel gelassen entgegenblicken", betont Prof. Dr. Christoph Juhn, Professor für Steuerrecht an der FOM Hochschule und geschäftsführender Partner der Kanzlei Juhn Partner.

  • Bausteine für ein erfolgreiches ESG-Reporting

    Das Europäische Parlament hat bereits zum Jahresende 2022 die EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (Corporate Sustainability Reporting Directive, kurz CSRD) angenommen. Zahlreiche Unternehmen - kapitalmarktorientierte, aber auch viele aus dem Mittelstand - sind spätestens Anfang 2025 rechtlich dazu verpflichtet, Informationen über die gesellschaftlichen und ökologischen Auswirkungen ihres Handelns zu veröffentlichen und nach einem klar vorgegebenen Kriterienkatalog Rechenschaft abzulegen.

  • Chaos bei der Umsetzung von NIS-2 droht

    Ein Blick zurück kann manchmal sehr lehrreich sein: Am 26. Mai 2018 trat die Datenschutz-Grundverordnung, kurz DSGVO, in Kraft - genauer gesagt endete die 24-monatige Übergangsfrist. Zwei Jahre hatten deutsche Unternehmen also Zeit, ihre Prozesse an die neue Richtlinie anzupassen.

  • Die Uhr für DORA-Compliance tickt

    Ab dem 17. Januar 2025, gilt der Digital Operational Resilience Act (DORA) EU-weit für Finanzunternehmen und ihre IT-Partner. Da es sich um eine Verordnung der europäischen Union handelt, findet die Umsetzung in nationales Recht nicht statt.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen