Pharmaindustrie weiter unter Druck


Die Pharmaindustrie schafft es nicht, ihre Verdienste der Öffentlichkeit zu vermitteln
Politik, Versicherungen und andere Instanzen, behindern aktiv und ständig neu, Umsatz und Gewinn der innovativen Pharmaindustrie


Von Hanno Wolfram, CMO, Pharmainstitut Ulm GbR

(25.05.10) - "Das Gesundheitswesen hat in Deutschland einen Umfang fast in der Größenordnung des Bundeshalts: Es geht um ca. 300 Mrd. Euro. Weite Teile dieses Gesundheitswesens haben allerdings (noch) keinen Marktcharakter. Das Angebot ist groß aber die Nachfrageseite fehlt, vor allem im Bereich innovativer Arzneimittel.

Die pharmazeutische Industrie leistet allerdings wichtige Beiträge für ein längeres und gesünderes Leben. Leider macht sie aber auch erhebliche Fehler. Ähnlich wie mancher Politiker, schafft sie es offensichtlich nicht, ihre Verdienste der Öffentlichkeit zu vermitteln.

Sie gilt als außerordentlich verkaufszentriert und nutzt dabei offensichtlich Verfahren, die der Allgemeinheit eher unseriös anmuten. Juristen und Staatsanwälte sind, nach einem kürzlich ergangenen Urteil des Landgerichts Osnabrück vermehrt zu den Themen Vorteilsgewährung und Bestechlichkeit unterwegs.

Aus dieser schlechten Reputation resultieren, nicht nur in Deutschland, sondern praktisch auf der ganzen Welt, ständig weitergehende Eingriffe in die Gesundheitswesen. Die Politik, Versicherungen und andere Instanzen, behindern, je nach Verfassung eines Landes aktiv und ständig neu, Umsatz und Gewinn der innovativen Pharmaindustrie. Kurzsichtige und frustrierende Wege der Pharmaindustrie aus dem Dilemma, sind der Eintritt in einen Preiskampf untereinander und selbst- zerstörerische Rabattschlachten.

Obgleich Beharrlichkeit in unserer Landeskultur besonders verankert ist, muss sich die Pharmaindustrie dennoch ändern. Prof. Schust, Wirtschaftswissenschaftler an der Hochschule St. Gallen schreibt dazu: 'Besonders stark fällt auf, dass Menschen sehr lern- und veränderungsarm sind. Sie verändern und lernen nur, wenn der Druck ungemein groß wird oder ihnen keine andere Wahl mehr bleibt. Insbesondere nutzen vor allem Führungskräfte ihre Stellung, um nichts mehr dazu lernen zu müssen.'

Internen Änderungsbedarf gibt es insbesondere an der Schnittstelle zu den Bezahlern und anderen Beteiligten, also in Marketing und Vertrieb. Deren Verfahren werden in der Pharmaindustrie seit ca. zwei Jahren stark verändert, angepasst und die Anzahl der handelnden Personen reduziert. Diese Veränderungen sind mehrheitlich von außen getrieben. Allerdings, so muss man weitgehend konstatieren, handeln die Pharmaunternehmen weiterhin analog ihrer alten Erfahrungen:

Der Weg zum Rezeptblock soll gebahnt, neuer Umsatz generiert und bestehende Verordnungen gesichert werden. Die so wichtigen neuen Ideen, Verfahren und Prozesse sind nur schwer auszumachen. Es wäre doch so einfach: Weg vom Verkauf von Pillen, hin zum aktiven Beitrag an der Gesundheitsversorgung. Wissen und Kenntnisse zu Erkrankungen sind nirgendwo sonst so konzentriert vorhanden wie in der Pharmaindustrie. Noch ist auch die wirtschaftliche Basis für die Umsetzung dieses Wissens zum Nutzen der Patienten, von Ärzten und anderen Heilberufen vorhanden."
(Pharmainstitut Ulm: ra)

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