Perspektiven im europäischen Glücksspiel-Markt


Online-Gambling: Öffnung des europäischen Markts für Online-Glücksspiele im Internet verspricht enormes Wachstumspotenzial für etablierte Telcos
Europäischer Gesamtmarkt wächst bis 2012 auf 8 Mrd. Euro an - Die Implementierung von Gambling-Konzepten stellt Telekom-Unternehmen vor handfeste Herausforderungen


(02.06.09) - Eine wachsende Zahl europäischer Länder bereitet derzeit die kontrollierte Öffnung ihrer Märkte für Online-Glücksspiele vor und legt damit ihre bisherige Zurückhaltung ab. Und das aus gutem Grund: Surfer, in deren eigenem Land es keine Online-Glücksspiele gibt, nehmen zunehmend und auf einfache Weise Angebote ausländischer Websites wahr. Damit gehen einigen Ländern Steuergelder in Millionenhöhe verloren, gleichzeitig wird das staatliche Glücksspiel-Monopol untergraben.

Der Markt, so die Experten von Arthur D. Little, wird in den nächsten drei Jahren von derzeit 5 auf insgesamt 8 Milliarden Euro anwachsen. "Gerade etablierten Telecom-Anbietern mit ihrem festen Kundenstamm", sagt Klaus von den Hoff, Leiter des Arthur D. Little Geschäftsbereichs Telecoms, Information; Media und Entertainment (TIME), "eröffnen sich dadurch interessante Perspektiven - nicht nur zur Erschließung neuer Umsatz- und Ertragsquellen in einem weitgehend gesättigten Markt, sondern auch zur Positionierung im Wettbewerb."

In Zusammenarbeit mit führenden europäischen Unternehmen der Telekommunikationsbranche arbeitete das Beraterteam von Arthur D. Little wesentliche Faktoren für einen erfolgreichen Markteintritt heraus. Dabei identifizierten sie drei erfolgsentscheidende Parameter:
>> der Mix des Spielangebotes,
>> die Positionierung in der Wertschöpfungskette sowie
>> die Überwindung einiger Schlüssel-Herausforderungen.

Das Wachstum in den drei Segmenten seit 2002 kann sich sehen lassen – damals betrug das Gesamtmarktvolumen rund 1 Milliarde Euro und lag im Jahre 2008 bereits bei über 5 Milliarden Euro. Ein Blick auf die einzelnen Marktsegmente zeigt kleine Unterschiede in den jährlichen Zuwachsraten. So wird das Segment der Sportwetter bis 2012 mit einer jährlichen Wachstumsrate von 8 Prozent auf rund 2,3 Milliarden Euro anwachsen, die selbe Wachstumsrate gilt auch für Online-Poker-Spiele, deren europäische Gesamtumsätze 2008 bei 1,1 Milliarden Euro lagen und die bis 2012 auf 1,5 Milliarden anschwellen werden. Am steilsten geht es derzeit mit den Online Casinos bergauf. Sie erfreuen sich einer jährlichen Zuwachsrate von 11 Prozent und werden 2012 von 1 Milliarde auf 1,5 Milliarden angewachsen sein.

Ausgewogene Online-Angebote gefordert
Etablierte Anbieter, die einen Einstieg in diesen Markt suchen, haben in der Regel die Wahl zwischen drei wesentlichen Angebotsformen: Sportwetten, Online-Poker und Online-Casinos. "Mit der Wahl des richtigen Einstiegsangebots", berichtet von den Hoff, "steht und fällt der Erfolg eines Markteinstiegs. Und jede Variante bringt spezifische Chancen und Risiken mit sich, die es sorgfältig abzuwägen gilt."

So bietet nicht zuletzt der weitgehend unerschlossene Mobile-TV-Sektor noch enormes Wachstumspotential. Hier können insbesondere Provider profitieren, die bereits Multi-Play-Pakete aus Mobilfunk, Festnetz, Internet und Fernsehen offerieren und mit vergleichsweise geringem Aufwand diese Glücksspiel-Plattformen in ihr bestehendes Angebot integrieren. "Im Ergebnis", so von den Hoff, "steigt nicht nur der Umsatz, sondern wird auch das Profil gegenüber der Konkurrenz schärfer."

Chancen versus Risiken: Die richtige Position in der Wertschöpfungskette
Die Implementierung von Gambling-Konzepten stellt Telekom-Unternehmen vor handfeste Herausforderungen: Im Wesentlichen sehen die Berater drei Möglichkeiten entlang der Wertschöpfungskette, solche neuen Angebote zu positionieren: Affiliate, Retailer oder Operator.

Der Affiliate leitet bestehende Kunden direkt zu den Online-Angeboten seines Partners, der dann die komplette Verantwortung für das Geschäft trägt. Allerdings hat das geringe Risiko auch seinen Preis. Denn Affiliates müssen mit niedrigen Einnahmen rechnen und haben nur begrenzte Einflussmöglichkeiten. Eine Alternative dazu stellt die Position des Online-Retailers dar.

Auf der eigenen Internet-Plattform werden dabei Partnerangebote vertrieben, ohne dass der Vertreiber eine Lizenz für Gewinnspiele besitzen muss. Die Profitmöglichkeiten hängen hier letztlich von den verhandelten Tarifen mit dem jeweiligen Partner ab - je stärker das Fremdangebot in die eigene Marke integriert wird, desto höher sind die Erträge. Im Vergleich dazu agiert ein Operator bzw. Betreiber eigenständig auf dem Markt und trägt somit alle finanziellen und rechtlichen Risiken.

Zwar müssen die Einnahmen mit keinem Partner geteilt werden, jedoch ist dieser Schritt mit einer Vielzahl von Risiken verbunden. Denn bei einem Fehlstart drohen nicht nur wirtschaftliche Verluste, sondern gegebenenfalls auch ein langfristiger Imageschaden. Klaus von den Hoff: "Für die richtige Wahl lässt sich keine allgemeingültige Empfehlung abgeben, hier muss von Fall zu Fall entschieden werden."

Beherrschung der Spielregeln
Der Markt für Online-Glücksspiele hat jedoch neben harten Realitäten, die es zu beherrschen gilt, weitere Eigenheiten, die ebenfalls berücksichtigt werden müssen. So hat das Gewinnspiel-Segment immer noch mit seiner etwas dubiösen Reputation zu kämpfen. "Gerade in diesem Punkt", so von den Hoff, "können etablierte Telecom-Anbieter von ihrem guten Image profitieren und durch das Angebot seriöser Glücksspiele das Image nicht gefährden. Der Schlüssel zum Erfolg liegt hier in erster Linie in der Auswahl verlässlicher Partner."

Neueinsteiger wiederum dürfen nicht außer Acht lassen, dass die Anforderungen der Online-User mit der Zeit gestiegen sind. Popups, überflüssige Inhalte oder unübersichtliche Bedienungsflächen sind im wahrsten Sinne Spielverderber, die die Kunden schnell in die Hände der Konkurrenz treiben. Etablierte Betreiber sollten auf vier Eckpunkte setzen, mit denen sich der langfristige Erfolg sichern lässt: Sicherheit, Unterhaltung, Benutzerfreundlichkeit und Simplizität der Anwendung.

"Etablierte Anbieter", so resümiert von den Hoff, "sollten jetzt handeln. Und dabei liegt der Schlüssel zum Erfolg wie immer in den Details, weshalb präzise Vorbereitung auf diesen neuen, aussichtsreichen aber auch schwierigen Markt gefragt ist." (Arthur D. Little: ra)



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