Transparenz ist die Basis für Resilienz


Hochschule Ansbach und EQS Group stellen Deutschlands LkSG-Studie vor: "Unternehmen beklagen Kraftakt, sehen langfristig aber auch Wettbewerbsvorteile"
Drei Viertel der 500 befragten Unternehmen fehlen die personellen und finanziellen Ressourcen für die Umsetzung und Digitalisierung der Sorgfaltspflichten - Bürokratie und unklare Vorgaben des Lieferkettengesetzes sind große Herausforderungen - 82,9 Prozent der Unternehmen sehen im eigenen Geschäftsbereich nur ein geringes Risiko




Deutschland ist mit dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) Vorreiter in Europa. 700 Unternehmen sind hierzulande seit Jahresbeginn verpflichtet, menschenrechtliche und umweltrechtliche Risiken in ihrer Lieferkette zu adressieren, mehr als 2.000 weitere Unternehmen müssen diesen Kraftakt ab dem 1. Januar 2024 bewältigen. Die Hochschule für angewandte Wissenschaft Ansbach und die EQS Group sind daher in einer Studie der Frage nachgegangen, wie der Status Quo der Umsetzung ist. Über 500 Unternehmen aller Größenordnungen, die ihren Sitz oder eine Zweigniederlassung in Deutschland haben, beteiligten sich an der bisher größten Umfrage zum Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz.

Die Kritik der betroffenen Unternehmen an dem deutschen Lieferkettengesetz ist nicht zu überhören. Viele sehen in den strengen gesetzlichen Verpflichtungen in Deutschland einen Wettbewerbsnachteil gegenüber der europäischen Konkurrenz. Die größten Herausforderungen, denen sich die Befragten ausgesetzt sehen, sind laut der Studie die geringen finanziellen und personellen Ressourcen (72,8 Prozent), der große Bürokratieaufwand (33,2 Prozent), unklare Vorgaben und Rechtsbegriffe (36 Prozent) sowie nicht zuletzt der fehlende Einblick in die eigene Lieferkette (33,4 Prozent) und das fehlende Verständnis für die Anforderungen bei den Zulieferern (38 Prozent).

"Akzeptanz für Sorgfaltspflichten wird steigen"
"Die Sorgen der Befragten sind vielfach berechtigt und zumindest kurzfristig nachvollziehbar. Denn die Umsetzung des Gesetzes ist eine sehr komplexe Aufgabe, die Zeit und Know-how verlangt", erklärt Professorin Dr. Stefanie Fehr von der Hochschule Ansbach hinsichtlich der geforderten Sorgfaltspflichten wie Risikoanalyse, Planung und Etablierung von Präventions- und Wiedergutmachungsmaßnahmen sowie der lückenlosen und transparenten Dokumentation und Berichterstattung.

Die Compliance-Expertin, die das Studienprojekt leitete, sieht allerdings auch positive Aspekte: "Spätestens, wenn die noch strengere EU-Lieferkettenrichtlinie, die Corporate Sustainability Due Diligence Directive, CSDDD, kommt, wird die Akzeptanz für diese Maßnahmen steigen, denn dann sind die deutschen Unternehmen dank des Vorläufers LkSG bereits gut aufgestellt und der aktuelle Wettbewerbsnachteil dürfte zu einem Vorteil werden."

Das sieht auch Marcus Sultzer, Mitglied des Vorstands der EQS Group, so und nennt einen weiteren Aspekt: "Das LkSG fördert die Transparenz in der Wertschöpfungskette und schärft damit das Bewusstsein für soziale, ökologische, aber auch kommerzielle Risiken. Die letzten Jahre mit Corona, Kriegen und Naturkatastrophen haben deutlich gemacht, wie fragil die Lieferketten sind – das frühe Erkennen von Gefahren ermöglicht hier alternative Planungen und präventive Maßnahmen." Aus diesem Grund empfiehlt er auch den Unternehmen mit weniger als 1.000 Mitarbeitenden, die nicht unter das Gesetz fallen, sich mit den Anforderungen zu beschäftigen, da sie diese durch Verpflichtungen in der Lieferkette ("Trickle down"-Effekt) auch weitergereicht bekommen können. (EQS Group: ra)

eingetragen: 24.10.23
Newsletterlauf: 29.01.24

EQS Group: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>


Meldungen: Studien

  • Dreiviertel der Unternehmen zahlen Ransomware

    Delinea zeigt in ihrem jährlichen State of Ransomware-Report auf, dass Ransomware-Angriffe wieder zunehmen und einen Strategiewechsel der Cyberkriminellen erkennen lassen. Die bekannte Taktik, ein Unternehmen lahmzulegen und als Geisel zu nehmen, wurde durch neue Strategien ersetzt, bei denen private und sensible Daten heimlich exfiltriert werden.

  • Schutz persönlicher Daten

    Thales gab die Ergebnisse des Thales Digital Trust Index 2024 bekannt. Die Studie zeigt, dass der Bankensektor das größte Vertrauen genießt, wenn es um den Schutz persönlicher Daten und die Bereitstellung vertrauenswürdiger digitaler Erfahrungen geht.

  • Compliance am Arbeitsplatz

    Cypher Learning hat eine neue Studie über die Schulung von Mitarbeitenden zur Einhaltung von Vorschriften, Richtlinien und Verfahren am Arbeitsplatz veröffentlicht: The True Cost of Rule Breakers in Workplace Compliance. Die Studie belegt, dass die Nichteinhaltung von Vorschriften Unternehmen im Durchschnitt 1,5 Millionen Euro pro Jahr kostet.

  • Digitale Angebote ermöglichen mehr Transparenz

    Verbraucherinnen und Verbraucher fühlen sich überwiegend online gut informiert und fair behandelt. Zugleich sieht eine Mehrheit keine Notwendigkeit für zusätzliche Vorgaben zum Verbraucherschutz im Internet. Das sind Ergebnisse einer Befragung von 1.013 Internetnutzerinnen und -nutzern ab 16 Jahren, die der Digitalverband Bitkom vorgestellt hat.

  • Geschäftliche & wirtschaftliche Disruption

    Eine neue Studie zeigt, dass fast 40 Prozent der CFOs weltweit und 30 Prozent der CFOs in Deutschland kein volles Vertrauen in die Richtigkeit der Finanzdaten ihres Unternehmens haben - eine Herausforderung für die strategische Entscheidungsfindung in einer Zeit, in der globale Führungskräfte mit einer Vielzahl von externen Herausforderungen konfrontiert sind.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen