Compliance-Bericht der Deutschen Telekom


Deutsche Telekom analysiert Tätigkeit der früheren Konzernsicherheit: 84 Fälle von rechtlich oder ethisch bedenklichem Verhalten
Unkultur des Misstrauens:
Unterlagen der früheren Konzernsicherheit ausgewertet - Experten sichten mit Unterstützung von KPMG rund 100.000 Seiten

(15.02.10) - Die Deutsche Telekom hat heute einen Bericht über die Auswertung von Unterlagen der früheren Konzernsicherheit veröffentlicht. Insgesamt wurden 84 Vorgänge identifiziert, die als rechtlich oder ethisch bedenklich einzustufen sind. "Wir haben das Material mit erheblichem Aufwand gesichtet und ausgewertet, um deutlich mit der damaligen Unkultur des Misstrauens und mit einem überzogenen Sicherheitsverständnis zu brechen", erklärt Manfred Balz, Vorstand Datenschutz, Recht und Compliance.

Mit Unterstützung von KPMG haben interne Experten rund 100.000 Seiten analysiert. Für dieses Projekt - intern "Open Book" genannt - liegt nun der Abschlussbericht vor, der im Internet auch öffentlich verfügbar ist.

Nach der Strafanzeige des Konzerns im Mai 2008 wegen der so genannten Bespitzelungsaffäre hatte die Staatsanwaltschaft Ende Mai 2008 unter voller Kooperation des Unternehmens Dokumente aus dem Archiv der Konzernsicherheit und aus Büroräumen von Mitarbeitern sichergestellt. Im Juli 2009 hat die Staatsanwaltschaft der Deutschen Telekom denjenigen Teil der Dokumente zur Einsichtnahme zur Verfügung gestellt, bei dem sie keinen Zusammenhang zu dem Ermittlungsverfahren und keine Anhaltspunkte für verfolgbare strafbare Handlungen sah.

Anders als die Ermittlungen der Strafverfolgungsbehörden, die auf verfolgbare und noch unverjährte strafbare Handlungen gerichtet waren, wurden die Dokumente bei der internen Untersuchung auf sonstige Compliance-Verstöße aller Art hin gesichtet. Hierzu zählten - unabhängig von einer möglicherweise bereits eingetreten Verjährung - weitere strafbare oder ordnungswidrige Handlungen, etwa Verstöße gegen Rechtsvorschriften des Datenschutzes oder des Telekommunikationsgesetzes, aber auch Vorgänge, bei denen das Handeln der Unternehmenssicherheit zwar nicht als rechtswidrig, aber jedenfalls als ethisch bedenklich anzusehen ist.

Beispielsweise wurden in rechtlich unzulässiger Weise Informationen über Einkommens- und Vermögensverhältnisse und andere personenbezogene Informationen aus nicht öffentlich zugänglichen Quellen im In- und Ausland beschafft. Bedenklich sind für die Deutsche Telekom auch die Fälle, in denen aus geringfügigem Anlass ganz unverhältnismäßige intensive Observationen stattgefunden haben oder - wenn auch aus öffentlich zugänglichen Quellen - unangemessen umfangreiche Informationen zu Personen zusammengestellt wurden.

Die Konzernsicherheit hat in den festgestellten Fällen vielfach mit externen Sicherheitsdienstleistern zusammengearbeitet, deren Beauftragung durch den Datenschutzvorstand Manfred Balz seit längerem konzernweit gesperrt ist. "Die Untersuchung hat keine Fälle ans Licht gebracht, bei denen eine vergleichbare kriminelle Energie und ein ähnliches Maß von planmäßiger Bosheit zutage traten wie in dem systematischen Spitzelangriff auf deutsche Arbeitnehmervertreter in Aufsichtsräten, Betriebsräten und Gewerkschaften und auf Journalisten, der Gegenstand der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen ist", so Balz.

Hintergrund Bespitzelungsaffäre:
Der Strafanzeige durch die Deutsche Telekom AG im Mai 2008 lag zugrunde, dass große Mengen von Verbindungsdaten von Aufsichtsräten und Journalisten abgeglichen worden waren, um vermutete Indiskretionen aus dem Unternehmen gegenüber der Presse aufzuklären. Zu den Beschuldigten in diesem Fall gehören auch ehemalige Beschäftigte der früheren Abteilung Konzernsicherheit. (Deutsche Telekom: ra)

Deutsche Telekom: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Markt / Unternehmen

  • Identitäts-Wallet (EUDI-Wallet)

    Ein breites Bündnis aus Wirtschaft, Zivilgesellschaft und deutscher Kreditwirtschaft setzt sich für die rasche Einführung einer europäischen digitalen Identität ein. In einem gemeinsamen Positionspapier fordern die unterzeichnenden Verbände, darunter Bitkom und der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), klare politische Leitlinien sowie eine beschleunigte Umsetzung für die Identitäts-Wallet (EUDI-Wallet). Eine Wallet ist eine virtuelle Brieftasche, in der verschiedene digitale Dokumente auf dem Smartphone oder Tablet gespeichert werden können.

  • In den Diensten der Rechtsberufe

    Doctrine, Plattform für juristische KI, steigt in den deutschen Markt ein. Das französische Legaltech-Unternehmen bietet seine Lösungen nun auch deutschen Kanzleien, Unternehmen, Behörden und Gerichten an. Doctrine entwickelt KI-Werkzeuge, die auf der Grundlage verlässlicher juristischer Informationen bei der Recherche sowie dem Verfassen juristischer Schriftsätze unterstützen. In Deutschland kooperiert Doctrine dazu mit dejure.org, einer der vertrauenswürdigsten Quellen für juristische Informationen. Doctrine geht hierzu eine strategische Beteiligung an dejure.org ein.

  • Cloud-Souveränität beginnt in Europa

    Wer hat Zugriff auf unsere Daten - und wo sind diese gespeichert? Diese Fragen stellen sich aktuell immer mehr Unternehmen in Europa. Angesichts zunehmender Cyberrisiken und globaler Spannungen wächst das Bewusstsein für digitale Souveränität. Und das zu Recht: Besonders die Zusammenarbeit mit US-Cloud-Diensten führt für europäische Unternehmen immer wieder zu Herausforderungen - sowohl operativ, rechtlich als auch sicherheitstechnisch. Die Bedeutung des europäischen Datenstandorts für Resilienz, Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit ist daher wichtiger denn je. Das gilt gerade für das Vertragsmanagement. Denn hier kommen hochsensible Informationen ins Spiel.

  • Kernkapital geht insgesamt zurück

    Die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) und die Europäische Zentralbank (EZB) haben die Ergebnisse ihres regelmäßigen Stresstests veröffentlicht. Seit dem Frühjahr haben sich die Kreditinstitute der Simulation eines Basis- und eines pessimistischen Drei-Jahres-Szenarios mit einem schweren makroökonomischen Abschwung gestellt. Die Ergebnisse werden von der EZB zur Berechnung der individuellen aufsichtlichen Eigenmittelempfehlung der Institute herangezogen. Der Stresstest hatte zuletzt 2023 stattgefunden.

  • Bitkom veröffentlicht Transparenzbericht

    Als erster großer Wirtschaftsverband hat Bitkom einen umfassenden Transparenzbericht veröffentlicht. Er enthält unter anderem detaillierte Angaben zur internen Organisation, Entscheidungsprozessen, Mitgliederstrukturen, Finanzen und Beschäftigten, Kommunikation und den politischen Aktivitäten. Mit dem Transparenzbericht geht Bitkom deutlich über die gesetzlichen Vorgaben hinaus.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen