Compliance bei IBM: Kein Thema für den CIO?


IBM sieht sich im Schulterschluss mit CIOs - Veranstaltungsreihen und branchenspezifische Newsletter sollen als wichtige Plattformen den CIO auf IBMs Verkaufs-Informationsgleis spuren
Zum Thema Compliance hat IBM aber nichts zu sagen: Zentrale Themenschwerpunkte des CIO-Programms sind gegenwärtig "Information on demand", "Mitarbeiterproduktivität", "SOA", "Green-IT", "Sicherheit" (Security) und "Sourcing"


Von Rainer Annuscheit

(23.04.08) - Mit neuen Themenschwerpunkten möchte IBM strategische und inhaltliche Unterstützung geben im Hinblick auf die wachsende Bedeutung und Verantwortung der Chief Information Officers (CIOs). Das neue "CIO-Programm" der IBM, das eine starke Affinität zu IBMs Produkt- und Serviceleistungen besitzt, soll angeblich "der steigenden Bedeutung des Chief Information Officer im Unternehmen Rechnung tragen" – tut es aber leider nur bedingt.

Zitat aus der IBM-Pressemitteilung:
(Das CIO-Programm) greift aktuell wichtige Themen, Entwicklungen und Trends auf, bietet branchespezifisches internes und externes Experten- und Faktenwissen und übt als Sparringspartner den Schulterschluss mit den CIOs.
Hierzu dient unter anderem eine Reihe von Veranstaltungen ebenso wie der CIO-Newsletter, den es für neun verschiedene Branchen sowohl online als auch in gedruckter Form gibt. Zentrale Themenschwerpunkte des CIO-Programms sind gegenwärtig "Information on demand", "Mitarbeiterproduktivität", "SOA", "Green-IT", "Sicherheit" und "Sourcing".

Ein Armutszeugnis der IBM: Das zentrale Themengebiet "Compliance", in das auch der CIO stark involviert ist, fehlt. Dass mittlerweile sogar schon IT-Leiter von M-DAX-Unternehmen zu Compliance-Verantwortlichen ernannt wurden, scheint der IBM komplett entgangen zu sein.

So plätschert die IBM-Presse-Mitteilung professoral einschläfernd weiter vor sich hin:
Mit dem Zusammenwachsen von Business und IT ändern sich auch die Ansprüche an den CIO (Chief Information Officer): Dort wo es gestern noch primär um den Einkauf und die richtige Verteilung von Rechenleistung ging, muss heute im Sinne einer ganzheitlichen Unternehmensstrategie vorausschauend geplant und klug investiert werden. Der strategische Einfluss eines CIOs auf das Geschäftsgeschehen wächst – und damit auch seine Verantwortung. Er muss investitions- und zukunftssicher planen, um für sein Unternehmen die notwendige Grundlage und die besten Voraussetzungen für zukünftiges Wachstum zu schaffen.

Rolf Maier, Leiter des CIO-Programms bei der IBM Deutschland GmbH, definiert die Aufgaben der höchsten IT-Leiter wie folgt:
"Der Chief Information Manager wird zum Mittler zwischen Technologie und Business. Dabei kämpft er an zwei Fronten gleichzeitig:
Einerseits muss er sich darum kümmern, dass die IT einen Beitrag zur echten Wertschöpfung im Unternehmen leistet – also die Informationen gezielt und 'on demand' zur Verfügung stellt, die Produktivität der Mitarbeiter erhöht und die Geschäftsprozesse optimiert. Andererseits muss er sich nach wie vor auf seine bisherige Kernkompetenz konzentrieren: die operative Exzellenz der IT. Sie muss zuverlässig, investitionssicher und möglichst kostengünstig sein, wobei in den Unternehmen auch ein zunehmendes Augenmerk auf den Ressourcen- und Energieverbrauch gelegt wird."

Liebe IBM,
haben wir denn komplett vergessen, dass beispielsweise

>> Intel gewaltige Compliance-Probleme eingestehen musste, weil firmenintern E-Mails gelöscht wurden, die Beweiskraft im Anti-Trust-Verfahren mit AMD gehabt hätten,

>> oder dass bei der Deutschen Bank eine automatisierte Prüfung der E-Mail-Inhalte den Verlust des milliardenschweren Börsengangs von Hertz hätte verhindern können?
http://www.compliancemagazin.de/markt/nachrichten/workshare141106.html

Dabei hatte es sich jeweils um Probleme oder Unwissenheit der IT gehandelt, die ein blamables Compliance-Debakel verursacht hatten.
Die IT hatte dramatisch versagt, weil sie keine Kenntnisse über die Auswirkungen ihres Handels oder Nicht-Handels auf die Compliance-Belange des Unternehmens gehabt hatte.

Daher, liebe IBM, ein gutgemeinter Rat,
auch wenn man vielleicht nicht gerade die geeigneten Produkte oder Services anbieten kann: Compliance sollte ein zentraler Themenschwerpunkt des IBM-CIO-Programms sein, sonst macht man sich unglaubwürdig.
(IBM: ra)



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