Anonymisierung von Surfern im Internet


Protest gegen bevorstehende Vorratsdatenspeicherung: S.A.D. überträgt den Geschäftsbetrieb von "CyberGhost VPN" an eine neu gegründete Firma in Rumänien
S.A.D.: "Unsere Erfahrungen mit dem aktuellen politischen und gesetzgebenden Klima sind alles andere als positiv"

(10.06.11) - S.A.D. überträgt den Anonymisierungsdienst "CyberGhost VPN" an eine neu gegründete Firma in Rumänien. Damit gehe CyberGhost in das Land, dessen Verfassungsorgane der Europäischen Direktive zur Vorratsdatenspeicherung gerade eine eindeutige und nicht zu widerrufende Absage erteilt haben, stellt S.A.D. in einer Presseerklärung fest.

"Um es kurz zu machen: Wir wollen nicht abwarten, bis die Legislative hierzulande eine neue Vorratsdatenspeicherung auf den Resten der alten neu aufgebaut hat", erklärt der Geschäftsführer der Firma S.A.D., Thomas Herrmann.

Das CyberGhost-Netz dient der Anonymisierung von Surfern im Internet. Die Software schützt vor Datendiebstahl in öffentlichen WLANs und sichert die Privatsphäre im Internet. Als angenehmen Nebeneffekt ermöglicht CyberGhost VPN laut S.A.D. den Zugriff auf regional limitierte Webangebote. Deutsche Nutzer könnten so auch im Ausland auf heimische TV-Angebote zugreifen und Internetnutzer aus den USA bekämen auch von Europa aus Zugriff auf Streaming-Angebote in ihrer Heimat.

Für Journalisten und Wissenschaftler, die professionell recherchieren müssen, sei ein Dienst wie CyberGhost nahezu unabkömmlich. Auch Polizei und Staatsanwaltschaft hätten angeblich schon CyberGhost im Einsatz, wenn es darum gehe, unentdeckt im Internet zu recherchieren.

"Unsere Erfahrungen mit dem aktuellen politischen und gesetzgebenden Klima sind alles andere als positiv", begründet S.A.D.-Geschäftsführer Thomas Herrmann die Entscheidung, den Dienst an ein rumänisches Unternehmen zu übertragen. "Nicht in Deutschland weiterzumachen, war deshalb für uns eine folgerichtige Entscheidung. Wir mussten uns mit einem beleidigten leitenden Beamten herumschlagen, der den gesamten Staatsapparat zur Aufklärung einer persönlichen Verleumdung genutzt hat, was schließlich in einer Durchsuchung samt Datenbeschlagnahme bei S.A.D. in Ulm mündete. Den Vorgang haben wir sogar zur Entscheidung nach Karlsruhe gebracht."

Auf die obligatorische Frage nach der Sicherheit, mit der sich CyberGhost-Anwender im Internet bewegen, verweist S.A.D.-Geschäftsführer Herrmann auf die bisherige hausinterne Alles-oder-Nichts-Regel, die sich auch für die Zukunft nicht ändert: "CyberGhost verhindert effektiv die Rückverfolgung eines Users. Punkt. Wir können Anfragen zu einzelnen Usern nicht beantworten, weil wir keine Logs führen. Selbst, wenn wir dies wollten. Auch sämtliche Anfragen in Zeiten der geltenden Vorratsdatenspeicherung sind letztendlich im Sand verlaufen und haben uns gezeigt, wie wichtig ein Anonymisierungsdienst ist, den auch unerfahrene Surfer einrichten und betreiben können. Wir finden, dass der Schutz der Bürger vor der Erstellung von Persönlichkeitsprofilen und vor Datendieben eindeutig Vorrang hat vor der Aufklärung geringfügiger Vergehen. Vom Schutz für Leib und Leben in totalitären Staaten ganz zu schweigen. Eine Einstellung, die vom rumänischen Verfassungsgericht im Übrigen voll und ganz unterstrichen wird. Im Gegensatz zu unserem Verfassungsgericht, dass nur die deutsche Ausführung der europäischen Direktive bemängelte, ansonsten aber den schwarzen Peter zurück nach Brüssel gesendet hat und sich für die Einhaltung der Privatsphäre nicht weiter stark machte."

Die neu gegründete CyberGhost S.R.L. hat ihren Sitz in der rumänischen Hauptstadt Bukarest. "Bukarest ist, abgesehen von den rechtlichen Vorzügen für einen Privacy-Dienst, auch ein hervorragender Standort für eine Internet-Firma wie uns", so der Geschäftsführer der CyberGhost S.R.L., Robert Knapp. "Die Mitarbeiter in Bukarest sind hochqualifizierte, motivierte junge IT-Leute, die der Welt zeigen wollen, dass die sechstgrößte Stadt der Europäischen Union ein guter Standort ist, um einen Dienst wie CyberGhost zu einer weltweiten Erfolgsgeschichte zu machen. Für den Anwender besitzt der Umzug ohnehin nur Vorteile. Bedenken in Bezug auf die Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit des Dienstes braucht niemand zu haben. Streng genommen, ändert sich weder für aktuelle noch zukünftige Anwender etwas im Vergleich zu heute. Viele werden es nicht einmal merken. Und wenn, dann nur, weil sich die Anschrift und die Ansprechpartner ändern und wir den Umzug dieser Tage publik machen."

Wieso eigentlich Rumänien? "Wir haben auch eine Neugründung in Schweden, Tschechien oder einem außereuropäischen Land kurz in Betracht gezogen, uns aber letztendlich für Rumänien entschieden, weil sich das dortige Verfassungsgericht eindeutig gegen die Europäische Direktive zur Vorratsdatenspeicherung und für den Schutz der Privatsphäre ausgesprochen hat. Diese Ausrichtung kann auch nicht durch neue staatliche Gesetze ausgehebelt werden. Außerdem ist Bukarest der Standort vieler erfolgreicher Sicherheits- und IT-Unternehmen wie Avira, Bitdefender, Oracle und Microsoft. Denn die Bukarester Universitäten sorgen Jahr für Jahr für qualifizierte und sprachbegabte IT-Fachkräfte. Wir passen mit unserem innovativen CyberGhost sehr gut in diese IT-Landschaft." (S.A.D.: ra)

S.A.D.: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Markt / Unternehmen

  • Identitäts-Wallet (EUDI-Wallet)

    Ein breites Bündnis aus Wirtschaft, Zivilgesellschaft und deutscher Kreditwirtschaft setzt sich für die rasche Einführung einer europäischen digitalen Identität ein. In einem gemeinsamen Positionspapier fordern die unterzeichnenden Verbände, darunter Bitkom und der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), klare politische Leitlinien sowie eine beschleunigte Umsetzung für die Identitäts-Wallet (EUDI-Wallet). Eine Wallet ist eine virtuelle Brieftasche, in der verschiedene digitale Dokumente auf dem Smartphone oder Tablet gespeichert werden können.

  • In den Diensten der Rechtsberufe

    Doctrine, Plattform für juristische KI, steigt in den deutschen Markt ein. Das französische Legaltech-Unternehmen bietet seine Lösungen nun auch deutschen Kanzleien, Unternehmen, Behörden und Gerichten an. Doctrine entwickelt KI-Werkzeuge, die auf der Grundlage verlässlicher juristischer Informationen bei der Recherche sowie dem Verfassen juristischer Schriftsätze unterstützen. In Deutschland kooperiert Doctrine dazu mit dejure.org, einer der vertrauenswürdigsten Quellen für juristische Informationen. Doctrine geht hierzu eine strategische Beteiligung an dejure.org ein.

  • Cloud-Souveränität beginnt in Europa

    Wer hat Zugriff auf unsere Daten - und wo sind diese gespeichert? Diese Fragen stellen sich aktuell immer mehr Unternehmen in Europa. Angesichts zunehmender Cyberrisiken und globaler Spannungen wächst das Bewusstsein für digitale Souveränität. Und das zu Recht: Besonders die Zusammenarbeit mit US-Cloud-Diensten führt für europäische Unternehmen immer wieder zu Herausforderungen - sowohl operativ, rechtlich als auch sicherheitstechnisch. Die Bedeutung des europäischen Datenstandorts für Resilienz, Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit ist daher wichtiger denn je. Das gilt gerade für das Vertragsmanagement. Denn hier kommen hochsensible Informationen ins Spiel.

  • Kernkapital geht insgesamt zurück

    Die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) und die Europäische Zentralbank (EZB) haben die Ergebnisse ihres regelmäßigen Stresstests veröffentlicht. Seit dem Frühjahr haben sich die Kreditinstitute der Simulation eines Basis- und eines pessimistischen Drei-Jahres-Szenarios mit einem schweren makroökonomischen Abschwung gestellt. Die Ergebnisse werden von der EZB zur Berechnung der individuellen aufsichtlichen Eigenmittelempfehlung der Institute herangezogen. Der Stresstest hatte zuletzt 2023 stattgefunden.

  • Bitkom veröffentlicht Transparenzbericht

    Als erster großer Wirtschaftsverband hat Bitkom einen umfassenden Transparenzbericht veröffentlicht. Er enthält unter anderem detaillierte Angaben zur internen Organisation, Entscheidungsprozessen, Mitgliederstrukturen, Finanzen und Beschäftigten, Kommunikation und den politischen Aktivitäten. Mit dem Transparenzbericht geht Bitkom deutlich über die gesetzlichen Vorgaben hinaus.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen