Report: "Smart Grid – Markt und Regulierung"


Aufgrund regulatorischer wie auch organisatorischer Fortschritte ist ein umfassender Smart-Grid-Rollout näher gerückt
Deloitte-Studie zu Smart Grids zeigt aber auch: Es gibt viel zu tun


(01.08.11) - Der aktuelle Deloitte-Report "Smart Grid – Markt und Regulierung" analysiert Daten und Fakten und gibt Handlungsempfehlungen: Intelligente Stromnetze (Smart Grids) stellen die Balance zwischen Stromerzeugung und -verbrauch her. Allerdings kann Deutschland bei der Einführung dieser im internationalen Vergleich (EU/USA) bisher nur mäßigen Erfolg vorweisen – es besteht hier noch erheblicher Handlungsbedarf. Ein maßgebliches Hindernis beim Aufbau smarter Netze ist das verbraucherseitige Lastmanagement, da bei Erneuerbaren Energien (EE) Angebot und Nachfrage nicht mehr wie gewohnt angepasst werden können. Problematisch ist zudem die Kapazitätsauslastung von Niederspannungsnetzen und auch die Frage der Datensicherheit spielt zunehmend eine wichtige Rolle.

"Die Energiewende bedingt einen hohen Veränderungsbedarf bei der Stromversorgungs-Infrastruktur. Dabei geht es vor allem um das Management der Lastflüsse, aber auch um Dezentralisierung, Investitionsanreize und das regulative Rahmenwerk", erklärt Hans Günter Wolf, Partner und Leiter Energy & Resources bei Deloitte.

Hürde Netzstabilität
Der Anteil regenerativer Energien an der Strombilanz 2010 ist gegenüber dem Vorjahr um knapp zehn Prozent gewachsen und betrug 17 Prozent. Der Nachteil aus Wind- und Wasserkraft: Die Netzstabilität, also die gesicherte Abweichung von nicht mehr als 0,5 Hertz, kann nicht mehr gewährleistet werden. Smart Grids müssen daher die Kapazitäten koordinieren und die Strommenge entsprechend verteilen – mittels Informationstechnologie, die auch die bidirektionale Datenübermittlung erlaubt. Eine Schlüsselrolle spielen sogenannte Smart Meters, intelligente Strommessgeräte an den Verbindungspunkten zwischen Netz und Verbraucher.

Internationaler Vergleich: USA vorne, Deutschland im Mittelfeld
Im internationalen Vergleich haben die USA eine Vorreiterrolle – hier war der Innovationsdruck wegen der völlig veralteten Infrastruktur besonders hoch. Aufgrund regulatorischer wie auch organisatorischer Fortschritte ist ein umfassender Smart-Grid-Rollout näher gerückt. In Deutschland hingegen existiert noch kein entsprechender Plan, wenn auch einige rechtliche Voraussetzungen bereits in Kraft sind. Italien ist ein gutes Stück weiter – die Installation von Smart Meters in den Haushalten ist dort obligatorisch. Auch Schweden hat bereits einen Smart-Meter-Rollout realisiert. In Europa hat sich die Vergütung eingespeisten EE-Stroms durchgesetzt, nur fünf Nationen setzen auf die Quote.

Anreizregulierung mit temporärer Preisbindung
In Deutschland ist die Wende zu regenerativen Energien mit mehreren Faktoren verbunden: Dazu zählen der Trend zur Versorger-Dezentralisierung sowie Kooperation von Energie- und Telekommunikationsanbietern. Maßgebliche Treiber neben dem EEG sind die Anreizregulierung, um eine temporäre Entkopplung von Kosten und Erlös zu ermöglichen, sowie – künftig – ein ergänzendes Qualitätsanreizsystem. Zu den Zielen gehören zudem der Aufbau eines europäischen Verbundstromnetzes sowie die Angleichung der regulatorischen Rahmenbedingungen. Der Gesamtinvestitionsbedarf in den nächsten Jahren wird auf etwa 200 Mrd. Euro geschätzt.

Schlüsselaspekt Lastenmanagement
Die größten Herausforderungen sind jedoch ein verbraucherorientiertes Lastenmanagement zur Optimierung der Nachfragekurve sowie eine akzeptable Renditeperspektive für Investoren. Überdies müssen die Bürger vom Bau neuer Stromtrassen überzeugt werden. Nicht zuletzt spielt die Datensicherheit eine zentrale Rolle – laut einer forsa-Umfrage fürchten die Befragten wegen mangelnden Datenschutzes Widerstand in der Bevölkerung.

Erfolgsfaktoren
Netzaus- und -umbau müssen deutlich beschleunigt – einschließlich entsprechender Richtlinien und Standards – sowie Investitionshemmnisse abgebaut und das Angebot neuer Strompreismodelle erweitert werden. Auch gilt es, gezielt Technologien im Softwarebereich zu fördern, bestehende Verteilnetze zu optimieren und ein Monitoring zu implementieren, sowohl bei der Stromeinspeisung als auch bei der IT. Es geht darum, nach einem flächendeckenden Rollout von Smart Meters die Advanced Metering Infrasturcture (AMI) zur Zählerfernauslese einzusetzen.

"Der Weg ist klar – die Probleme aber auch. Umso mehr kommt es auf operative Exzellenz, Change Management und adäquate Governance an – samt intensiver Risikoanalyse. Darüber hinaus müssen alle Stakeholder einschließlich der Öffentlichkeit eingebunden und Einführungsszenarien erarbeitet werden. Deutschland könnte bei Smart Grids die Technologieführerschaft übernehmen, wenn die Akteure Tempo und Qualität optimieren", schließt Ludwig Einhellig, Energie & Resources-Experte bei Deloitte. (Deloitte: ra)

Deloitte: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Studien

  • Bildungsstand spielt eine Rolle

    In Deutschland gehen die Meinungen über generative Künstliche Intelligenz, wie ChatGPT, weit auseinander - Auch die Nutzung im privaten und beruflichen Alltag ist sozial ungleich verteilt. "Diese Unterschiede sind relevant", sagt Professor Florian Stoeckel, der die Studie geleitet hat. "Sie betreffen den Zugang zu Chancen, die digitale Teilhabe und letztlich die Frage, wer die Zukunft mitgestaltet, wenn sich Arbeit und Gesellschaft durch KI verändern."

  • Soziale Medien werden immer wichtiger

    Produkt auspacken, Anwendung zeigen, Marke vorstellen, Stimmen von zufriedenen Kundinnen und Kunden einfangen: Die Inhalte, die Handelsunternehmen auf ihren Social-Media-Profilen ausspielen, sind vielfältig. Trotzdem fällt es fast der Hälfte der deutschen Handelsunternehmen, die über ein solches Profil verfügen, schwer, regelmäßig Inhalte zu posten (46 Prozent). Hand in Hand damit gehen auch die Erstellung interessanter Inhalte, die ein Drittel der Händler als Herausforderung sieht (34 Prozent), und die kontinuierliche Kanalbetreuung bzw. das Community Management, mit dem etwa ein Viertel zu kämpfen hat (23 Prozent).

  • Finanzinstitute unter Zugzwang

    Mit Inkrafttreten der EU-Verordnung zur digitalen operationellen Resilienz (DORA) Mitte Januar 2025 stehen Finanzinstitute unter Zugzwang: Sie müssen ihre IT-Sicherheit aufgrund der herrschenden Gefahrenlage entlang eines Katalogs an Maßnahmen auf einen zeitgemäßen Stand der Technik bringen. Eine aktuelle Studie von Veeam Software, dem weltweit führenden Anbieter für Datenresilienz nach Marktanteil, hat bei betroffenen Organisationen den Status Quo bei der Umsetzung abgefragt. Darin zeigt sich: Eine Mehrheit der deutschen Finanzdienstleister hält die hauseigene Resilienz noch nicht für ausreichend. 95 Prozent der über 100 befragten deutschen Unternehmen sehen noch Verbesserungsbedarf, um die Anforderungen zu erfüllen.

  • Billig-Händler verschärfen den Wettbewerb

    Seit einigen Jahren drängen verstärkt Online-Händler auf den deutschen Markt, die zu Niedrigstpreisen Produkte vor allem aus China importieren. Mehr als drei Viertel der deutschen Händler (78 Prozent) fordern deshalb ein Verbot chinesischer Billig-Marktplätze. Aus Sicht von je neuen von zehn Händlern würden sie häufig gegen das hier geltende Recht verstoßen (92 Prozent) und ihre Produkte enthielten oft potenziell gefährliche Inhaltsstoffe (88 Prozent). Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Studie im Auftrag des Digitalverbands Bitkom, für die 505 Handelsunternehmen ab zehn Beschäftigten in Deutschland befragt wurden.

  • Cybersicherheit als strategisches Thema

    Eine aktuelle Studie von Qualys in Zusammenarbeit mit Dark Reading zeigt: Trotz wachsender Ausgaben und zunehmender Relevanz in Vorstandsetagen bleibt das Cyber-Risikomanagement vieler Unternehmen unausgereift. Der Grund: Der geschäftliche Kontext fehlt.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen