Versicherer bekämpfen Betrug mehr denn je


Versicherungsbetrug 2011: Geringes Unrechtsbewusstsein, kaum Angst vor Sanktionen
Vier Prozent der Haushalte haben in den vergangenen fünf Jahren einen Versicherungsbetrug begangen - Hausrat- und Haftpflichtversicherung am stärksten vom Betrug betroffen


(01.08.11) - Versicherungsbetrug ist in allen Gruppen unserer Gesellschaft verbreitet. Jeder Fünfte sieht hierin nur ein Kavaliersdelikt. Folgen und Sanktionen des Betrugs werden von vielen unterschätzt. Am meisten betroffen: die private Haftpflicht- und die Hausratversicherung. Vierzig Prozent der Bürger glauben, in diesen beiden Sparten eine Versicherung verhältnismäßig leicht betrügen zu können. Dies zeigt eine aktuelle Studie der GfK Finanzmarktforschung im Auftrag des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).

Zwölf Prozent der Haushalte geben zu, schon einmal auf einen Versicherungsbetrug in den letzten fünf Jahren angesprochen worden zu sein. Die Ansprache findet in erster Linie durch Bekannte und Verwandte statt. Vier Prozent der Haushalte geben offen zu, in den letzten fünf Jahren Versicherungsbetrug begangen zu haben. Weitere sieben Prozent geben an, in ihrem unmittelbaren Umfeld bereits von einem Betrug erfahren zu haben. Immerhin 11 Prozent der Befragten wollen sich nicht äußern, ob sie in den vergangenen fünf Jahren einen Versicherungsbetrug begangen haben. Diese so genannte Grauzone ist erheblich. 78 Prozent der Befragten geben an, nichts mit Versicherungsbetrug zu tun zu haben.

Jeder zehnte gemeldete Versicherungsschaden ist wahrscheinlich Betrug
In den meisten Fällen wird der wahre Schadensverlauf anders dargestellt, wenn der Versicherungsschutz für den tatsächlichen Hergang nicht gegeben wäre. Jeder Zehnte, der Geld von seiner Versicherung will, hat den Schaden frei erfunden oder setzt diesen zu hoch an, so eine Faustformel der Branche. Jeder sechste Versicherungsbetrüger holt sich in Internetforen Tipps, um seine Versicherung zu betrügen.

Die GfK-Untersuchung zeigt aber auch, dass den meisten Versicherten bewusst ist, dass die Versichertengemeinschaft durch Betrug geschädigt und damit das Solidaritätsprinzip untergraben wird.

Ein Drittel der Befragten sieht das anders: Bei ihnen darf laut GfK ein geringeres Unrechtsbewusstsein in Bezug auf Versicherungsbetrug angenommen werden. Etwa drei Viertel der Befragten, die angeben, schon eine Versicherung betrogen zu haben, sagen allerdings, dass sie den Versicherungsbetrug unterlassen hätten, wenn ihnen die Konsequenzen deutlicher gewesen wären. Nur jeder vierte Befragte rechnet im Fall eines Versicherungsbetrugs mit einer Anzeige oder der Kündigung des Vertrages. Gleichwohl: Die Befürchtung, für einen "kleinen" Versicherungsbetrug bestraft zu werden, ist relativ hoch.

Versicherer aktiv in der Betrugsabwehr
Die Wahrscheinlichkeit, bei einem Betrugsversuch vom Versicherer ertappt zu werden, ist gestiegen. Seit Jahren schulen die Versicherer ihre Mitarbeiter, um Anhaltspunkte für einen betrugsverdächtigen Schaden zu erkennen. Sie werden einer besonders sorgfältigen Prüfung unterzogen. Derzeit werden insbesondere Schadenmeldungen bei Elektronik – Laptops, Smartphones und Flachbildschirmen – eingehend geprüft. Hierfür schalten Gesellschaften auch Gutachter ein. In einer Sonderuntersuchung zeigten sich 45 Prozent der eingereichten Schäden als nicht begründet:

Bei 36 Prozent der gemeldeten Laptopschäden konnte eine Betrugsabsicht nachgewiesen werden. Bei weiteren neun Prozent verfolgten die Kunden ihre Forderung nicht weiter, nachdem der Versicherer um Zusendung des Gerätes zur Begutachtung gebeten hatte. Grenzen in der Schadenhöhe, unterhalb derer keine Plausibilitätsprüfungen zu erwarten sind, gibt es bei vielen Versicherern nicht mehr. Sie prüfen jede Schadenmeldung intensiv unabhängig von ihrer Höhe.

"Gerade die kleineren Betrügereien sind in der Summe ein großes Problem für die Versichertengemeinschaft", sagt Jörg von Fürstenwerth, Vorsitzender der Hauptgeschäftsführung des GDV. "Wir sind gegenüber der ganz großen Mehrzahl ehrlicher Kunden in der Pflicht, Betrug zu bekämpfen." Auch das neue Hinweis- und Informationssystem (HIS) soll helfen, Versicherungsbetrug zu verhindern und die Risikoprüfung effizienter gestalten. Das HIS wird seit 1. April 2011 als Auskunftei von der informa Insurance Risk and Fraud Prevention GmbH betrieben. (GDV: ra)

GDV: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Studien

  • Bildungsstand spielt eine Rolle

    In Deutschland gehen die Meinungen über generative Künstliche Intelligenz, wie ChatGPT, weit auseinander - Auch die Nutzung im privaten und beruflichen Alltag ist sozial ungleich verteilt. "Diese Unterschiede sind relevant", sagt Professor Florian Stoeckel, der die Studie geleitet hat. "Sie betreffen den Zugang zu Chancen, die digitale Teilhabe und letztlich die Frage, wer die Zukunft mitgestaltet, wenn sich Arbeit und Gesellschaft durch KI verändern."

  • Soziale Medien werden immer wichtiger

    Produkt auspacken, Anwendung zeigen, Marke vorstellen, Stimmen von zufriedenen Kundinnen und Kunden einfangen: Die Inhalte, die Handelsunternehmen auf ihren Social-Media-Profilen ausspielen, sind vielfältig. Trotzdem fällt es fast der Hälfte der deutschen Handelsunternehmen, die über ein solches Profil verfügen, schwer, regelmäßig Inhalte zu posten (46 Prozent). Hand in Hand damit gehen auch die Erstellung interessanter Inhalte, die ein Drittel der Händler als Herausforderung sieht (34 Prozent), und die kontinuierliche Kanalbetreuung bzw. das Community Management, mit dem etwa ein Viertel zu kämpfen hat (23 Prozent).

  • Finanzinstitute unter Zugzwang

    Mit Inkrafttreten der EU-Verordnung zur digitalen operationellen Resilienz (DORA) Mitte Januar 2025 stehen Finanzinstitute unter Zugzwang: Sie müssen ihre IT-Sicherheit aufgrund der herrschenden Gefahrenlage entlang eines Katalogs an Maßnahmen auf einen zeitgemäßen Stand der Technik bringen. Eine aktuelle Studie von Veeam Software, dem weltweit führenden Anbieter für Datenresilienz nach Marktanteil, hat bei betroffenen Organisationen den Status Quo bei der Umsetzung abgefragt. Darin zeigt sich: Eine Mehrheit der deutschen Finanzdienstleister hält die hauseigene Resilienz noch nicht für ausreichend. 95 Prozent der über 100 befragten deutschen Unternehmen sehen noch Verbesserungsbedarf, um die Anforderungen zu erfüllen.

  • Billig-Händler verschärfen den Wettbewerb

    Seit einigen Jahren drängen verstärkt Online-Händler auf den deutschen Markt, die zu Niedrigstpreisen Produkte vor allem aus China importieren. Mehr als drei Viertel der deutschen Händler (78 Prozent) fordern deshalb ein Verbot chinesischer Billig-Marktplätze. Aus Sicht von je neuen von zehn Händlern würden sie häufig gegen das hier geltende Recht verstoßen (92 Prozent) und ihre Produkte enthielten oft potenziell gefährliche Inhaltsstoffe (88 Prozent). Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Studie im Auftrag des Digitalverbands Bitkom, für die 505 Handelsunternehmen ab zehn Beschäftigten in Deutschland befragt wurden.

  • Cybersicherheit als strategisches Thema

    Eine aktuelle Studie von Qualys in Zusammenarbeit mit Dark Reading zeigt: Trotz wachsender Ausgaben und zunehmender Relevanz in Vorstandsetagen bleibt das Cyber-Risikomanagement vieler Unternehmen unausgereift. Der Grund: Der geschäftliche Kontext fehlt.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen