Regulierungsdruck weltweit zugenommen


Studie zu Korruptionsbekämpfung: Prioritäten verschieben sich bei multinationalen Konzernen
Nach Angaben der befragten deutschen Compliance-Manager steht die Korruptionsbekämpfung nur bei gut der Hälfte der Vorstandsvorsitzenden (54 Prozent) auf der Prioritätenliste ganz oben




Die Bekämpfung von Korruption und Bestechung (Anti-Bribery and Corruption, AB&C) steht bei einer Vielzahl von multinationalen Konzernen momentan nicht an erster Stelle der Prioritäten. Das hat eine Studie der internationalen Wirtschaftskanzlei Hogan Lovells ergeben (Steering the Course: Navigating Bribery and CorruptionRisk), die dafür mehr als 600 Compliance-Verantwortliche von Unternehmen in China (57), Deutschland (102), Frankreich (100), Großbritannien (101), Japan (41), Singapur (52) und den Vereinigten Staaten (151) befragt hat (Branchen: Pharma/Medizinprodukte, Energie/Rohstoffe, Verkehr und Technologie).

Nach Angaben der befragten deutschen Compliance-Manager steht die Korruptionsbekämpfung nur bei gut der Hälfte der Vorstandsvorsitzenden (54 Prozent) auf der Prioritätenliste ganz oben – in den USA (72 Prozent) und Japan (73 Prozent) liegt dieser Wert deutlich höher. Während in Deutschland nur jeder zweite Vorstandsvorsitzende regelmäßig an einem Anti-Korruptions-Training teilnimmt, sind es in den USA (67 Prozent) und Japan (68 Prozent). Das scheint sich auch auf die Risikobereitschaft der Topmanager auszuwirken: Während knapp zwei von drei US-Vorstandsvorsitzenden (64 Prozent) auf einen Geschäftsabschluss verzichten würden, bei dem ein Korruptionsverdacht besteht, würden das in Deutschland nach Angaben der befragten Compliance-Verantwortlichen nur 54 Prozent der Unternehmensführer tun; noch risikobereiter wären demnach nur die Entscheider bei französischen Großunternehmen (48 Prozent).

Zwei von drei befragten deutschen Compliance-Manager treffen ferner die Aussage, ihr Unternehmen sei besser darin, Anti-Korruptions-Richtlinien zu erlassen als diese dann auch im Unternehmen durchzusetzen (USA: 74 Prozent, China: 49 Prozent). Und jeder zweite deutsche CCO führte in dieser Studie aus, dass die aktuellen Anti-Korruptions-Richtlinien seines Unternehmens verwirrend oder nicht hilfreich seien.

Auf der anderen Seite gaben drei von vier befragten deutschen Compliance-Managern (74 Prozent) an, dass der Regulierungsdruck weltweit zugenommen habe. Tatsächlich drohen Unternehmen bei Verstößen nicht nur Ermittlungen von verschiedenen nationalen Behörden, sondern auch hohe Geldstrafen.51 Prozent der deutschen Compliance-Profis sagte dennoch, dass Anti-Korruptions-Maßnahmen von vielen als unnötiges Thema betrachtet werden, das die tägliche Arbeit erschwere.

Ebenfalls jeder zweite (49 Prozent) deutsche CCO sieht sein Unternehmen bereits in einer "Compliance-Krise" (Singapur: 33 Prozent, USA: 60 Prozent). Über alle Ländergrenzen hinweg wünschen sich zwei von drei Compliance-Beauftragten mehr Unterstützung von anderen Geschäftsbereichen. Derzeit hat aber nicht einmal jedes zweite deutsche Großunternehmen (49 Prozent) eine Telefonnummer für Hinweisgeber eingerichtet – in Japan und Singapur liegt dieser Wert dagegen bei 73 Prozent.

Dies alles obwohl sich die Unternehmen bei zunehmender Globalisierung immer komplexeren und strengeren Regelwerken ausgesetzt sehen. "Unternehmen sollten die gute Arbeit der letzten Jahre fortsetzen und nicht nachlassen. Die Risiken sind wegen der fortgesetzten Globalisierung der Geschäftswelt und der gleichzeitigen Internationalisierung des Anti-Korruptionsrechts eher gestiegen", sagte Dr. Sebastian Lach, Partner bei Hogan Lovells in München und Leiter des Bereichs Investigations, White Collar&Fraud in Deutschland. (Hogan Lovells: ra)

eingetragen: 25.05.16
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