Sie sind hier: Home » Recht » EU & Europa » Europäische Kommission

Täglich gehen 275 ha an Böden dauerhaft verloren


EU-Umweltpolitik: Kommission fordert verstärkte Maßnahmen gegen Bodendegradation
Berichte zeigen, dass gehandelt werden muss, um eine weitere Verschlechterung der Böden in Europa zu verhindern

(29.02.12) - Bodendegradation ist ein besorgniserregendes Phänomen in der EU. Im Zeitraum 1990 bis 2006 gingen durch Flächenversiegelung (das Abdecken von fruchtbarem Boden durch undurchlässiges Material) täglich mindestens 275 ha an Böden dauerhaft verloren. Im Jahr sind dies 1000 km2, womit alle zehn Jahre eine Fläche in der Größe von Zypern zusammenkommt. In Europa sind schätzungsweise 1,3 Mio. km2 von Bodenerosion durch Wasser betroffen, was dem 2,5-Fachen der Fläche Frankreichs entspricht. Bodendegradation beeinträchtigt unsere Kapazitäten, Nahrungsmittel zu erzeugen, Dürre und Überschwemmungen zu verhüten, den Verlust an biologischer Vielfalt zu stoppen und den Klimawandel zu bekämpfen.

Dies sind einige der wichtigsten Ergebnisse zweier neuer Berichte über die politischen und wissenschaftlichen Aspekte des Themas Böden in Europa, die von der Europäischen Kommission vorgestellt wurden.

EU-Umweltkommissar Janez Potočnik erklärte hierzu: "Diese Berichte belegen, wie wichtig es ist, die Böden in Europa zu schützen, wenn wir die Verfügbarkeit von hochwertigen Nahrungsmitteln und sauberem Grundwasser sichern, gesunde Erholungsgebiete erhalten und die Treibhausgasemissionen verringern wollen. Wir müssen die Ressourcen aus unseren Böden nachhaltiger nutzen, was am besten durch ein gemeinsames Konzept der gesamten EU zu bewerkstelligen wäre. Die Kommission hat Rechtsvorschläge vorgelegt, und ich hoffe, dass unsere neuen Berichte den Rat und das Europäische Parlament veranlassen werden, zu handeln."

Die Berichte zeigen, dass gehandelt werden muss, um eine weitere Verschlechterung der Böden in Europa zu verhindern. Erosion, Bodenversiegelung und Versauerung haben in den vergangenen zehn Jahren zugenommen, und dieser Trend dürfte sich fortsetzen, sofern Problemen wie der zunehmenden Flächennutzung und der ineffizienten Nutzung natürlicher Ressourcen nicht entgegengetreten wird und keine Bemühungen zur Erhaltung der organischen Stoffe im Boden unternommen werden. Dem Bericht über die politischen Aspekte zufolge gibt es auch fünf Jahre nach Annahme der thematischen Strategie für den Bodenschutz noch keine systematische Überwachung und keinen systematischen Schutz der Bodenqualität in Europa. Dies bedeutet, dass die bestehenden Maßnahmen nicht ausreichen, um ein angemessenes Schutzniveau für alle Böden in Europa zu gewährleisten.

Zur Vorbereitung von Maßnahmen auf EU-Ebene hat die Kommission Initiativen zur Förderung des Bodenbewusstseins, Forschungs- und Überwachungsprojekte (z. B. LUCAS, eine Eurostat-Erhebung über Bodenbedeckungs-, Flächennutzungs- und Agrarumweltindikatoren) unterstützt. Außerdem hat die Kommission das Ziel des Bodenschutzes weiter in andere Bereiche der EU-Politik, einschließlich Landwirtschaft und Entwicklung des ländlichen Raums, einbezogen. Im Rahmen der Kohäsionspolitik wurden für den Zeitraum 2007-2013 Mittel in Höhe von rund 3,1 Mrd. EUR für die Sanierung von Industriestandorten und kontaminierten Flächen zur Verfügung gestellt. Die meisten Mittel haben Ungarn (475 Mio. EUR), die Tschechische Republik (371 Mio. EUR) und Deutschland (332 Mio. EUR) bereitgestellt.

Neben den laufenden Maßnahmen zur Bekämpfung der Bodendegradation will die Kommission Forschungstätigkeiten und Bodenüberwachung unterstützen, Leitlinien für Bodenversiegelung fertig stellen und Aspekte im Zusammenhang mit den Böden stärker in die bevorstehende Überprüfung der Richtlinie über die Umweltverträglichkeitsprüfung einbeziehen. Außerdem wird die Kommission die Berücksichtigung von Emissionen aus Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft (LULUCF) im Rahmen der Klimaschutzverpflichtungen der EU für 2020 vorschlagen und auf internationaler Ebene bodenbezogene Initiativen fördern.

Der wissenschaftliche Bericht "The state of soil in Europe", der von der Gemeinsamen Forschungsstelle der Europäischen Kommission in Zusammenarbeit mit der Europäischen Umweltagentur veröffentlicht wurde, gibt einen umfassenden Überblick über unsere derzeitigen Kenntnisse von Bodenressourcen und Degradationsprozessen. Der Bericht kommt zu dem Ergebnis, dass weitere Untersuchungen vorgenommen und mehr Daten gesammelt werden müssen, um unsere Kenntnisse zu verbessern und die Öffentlichkeit stärker für die Bedeutung des Themas Böden zu sensibilisieren.

Die nächsten Schritte
Das Europäische Parlament und der Rat sind nun aufgefordert, sich zu dem Bericht über die politischen Aspekte zu äußern.

Hintergrund
2006 nahm die Europäische Kommission eine Bodenrahmenrichtlinie an, die sich mit dem Bodenschutz einschließlich seiner grenzübergreifenden Aspekte befasst. Die Richtlinie soll die Bodenproduktivität (insbesondere im Hinblick auf die Nahrungsmittelerzeugung) sichern, Risiken für die menschliche Gesundheit und die Umwelt mindern, Möglichkeiten für den Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel schaffen und Geschäftsmöglichkeiten im Bereich Bodensanierung eröffnen. Die Richtlinie, die im Rat und im Europäischen Parlament derzeit noch erörtert wird, wird nach ihrem Erlass dazu beitragen, einigen der im Bericht aufgezeigten kritischen Probleme zu begegnen.

Weitere Informationen:
Bericht über die politischen Aspekte:
http://ec.europa.eu/environment/soil/three_en.htm
Wissenschaftlicher Bericht:
http://ec.europa.eu/dgs/jrc/index.cfm?id=2540
(Europäische Kommission: ra)


Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>


Meldungen: Europäische Kommission

  • Forderungen nach mehr Flexibilität

    Die Europäische Kommission hat offiziell eine Verordnung angenommen, mit der europäischen Landwirtinnen und Landwirten eine teilweise Ausnahme von der Konditionalitätsregelung für brachliegende Flächen gewährt wird. Dem vorangegangen waren der Vorschlag der Kommission vom 31. Januar sowie Gespräche mit den Mitgliedstaaten in Ausschusssitzungen.

  • Verwaltungsaufwand für Landwirte begrenzen

    Die Europäische Kommission hat dem belgischen Ratsvorsitz ein Papier übermittelt, in dem erste mögliche Maßnahmen zur Verringerung des Verwaltungsaufwands für die Schultern der Landwirte dargelegt werden. Das Dokument enthält eine Reihe kurz- und mittelfristiger Maßnahmen, die zur Vereinfachung ergriffen werden können

  • Wegweisendes Regelwerk der EU

    Das Gesetz über digitale Dienste ist das wegweisende Regelwerk der EU, mit dem das Online-Umfeld sicherer, gerechter und transparenter gemacht werden soll, und wird auf alle Online-Vermittler in der EU angewandt. Es schützt die Nutzer in der EU besser vor illegalen Waren und Inhalten und sorgt für die Wahrung ihrer Rechte auf Online-Plattformen, auf denen sie mit anderen Nutzern in Kontakt treten, Informationen austauschen oder Produkte kaufen.

  • Untersuchung betrifft mutmaßliche Mängel

    Die Europäische Kommission hat ein förmliches Verfahren eingeleitet, um zu prüfen, ob TikTok in den Bereichen Jugendschutz, Transparenz der Werbung, Datenzugang für Forschende sowie Risikomanagement in Bezug auf suchterzeugendes Design und schädliche Inhalte möglicherweise gegen das Gesetz über digitale Dienste verstoßen hat.

  • Influencer-Posts in sozialen Medien

    Die Europäische Kommission und die nationalen Verbraucherschutzbehörden von 22 Mitgliedstaaten sowie Norwegen und Island haben die Ergebnisse einer Überprüfung ("Sweep") von Influencer-Posts in den sozialen Medien veröffentlicht. Demnach veröffentlichen fast alle Influencerinnen und Influencer (97 Prozent) kommerzielle Inhalte, aber nur jeder fünfte gibt systematisch an, dass es sich bei diesem Content um Werbung handelt.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen